Ein schlechtes Krisenmanagment und seine lockere Sprache wurden ihm- vormals Liebling der Presse- zuletzt immer wieder zur Last gelegt. Aber das war wohl kaum ausschlaggebend für Junckers Entscheidung den Posten des Vorsitzenden der Eurogruppe zur Verfügung zu stellen! Viele Tiefschläge hat er schlussendlich durchgehalten, aber als es um das grosse Geld ging erfuhr er doch dass ein kleines Land, und sei es noch so erfolgreich, nicht genügend Rückendeckung gibt. Die seit 2008 andauernden Attacken des französischen « NochPräsidenten » und die Klüngelei zwischen Frankreich und Deutschland haben in dieser Zeit rücksichtslos alle bisherigen Regeln über Bord geworfen. Frankreich und Deutschland sind allein vorgeprescht. Das hat es wohl in keiner europäischen Krise in einem solchen Massstab gegeben. Es war offensichtlich dass der eigentliche Sprecher der Eurogruppe nicht mehr zu Wort kam.
Nun hat die Finanzunion als Konzept einen grossen Vorläufer: Pierre Werner, auch Luxemburger Staatsminister, hat schliesslich die Vorlage geliefert, aus empirischem Wissen dass wenn über Geld und Wirtschaftskraft keine Einigkeit besteht, alles politische Geplänkel zu nichts führt. Es hätte für die Eurogruppe ein Zukunftsprojekt sein können, und dass da gerade ein Vorsitzender aus dem Land das die Vorlage geliefert hat sinnvoll war, aus Erfahrung einer gemeinsamen Währung mit Belgien, ist nicht abzustreiten. Naiv war Juncker allerdings, als er sich nicht eine Beratergruppe zulegte die ihm die Führungsposition auch inhaltlich vorbereitete. Präsident ohne Amt und ohne Staff, das ging so lange alles gut lief, allerdings gab es bereits vor der Krise manche Gelegenheiten vorzubeugen. Seit 2008 hat sich eben die Welt verändert. Eine fachlich von der Zentralbank unabhängige Expertengruppe um den Präsidenten der Eurogruppe hätte gewiss zeitlich angebrachte Vorschläge gemacht, was Juncker als Primus inter Pares nicht konnte. Dass er nun das Amt zur Verfügung stellt, zeitgleich mit dem Abschied des deutschen Experten aus der Zentralbank gibt einigen Anlass zu Spekulationen. Auch den Deutschen war Juncker ein Dorn im Auge, zu sozial, zu flink mit Vorschlägen für die kleinen Leute…Seine offene Kritik an der Kanzlerin hat ihm nicht genützt! In dessen geht die Talfahrt weiter, es wird nach einem schwülen Sommer wohl ein sehr heisser Herbst. Und Juncker wird in Luxemburg nun genügend Zeit haben seine Kontakte zu Gerwerkschaften und Patronat zu pflegen.