Die Analyse des Kommissionspräsidenten dürfte die Staats-und Regierungschefs ordentlich aufgerüttelt haben. « Es ist nicht die Zeit der hohlen Analysen meiner Rede, etwa wie oft ich das Wort « sozial » oder « ekonomisch » gebraucht habe, es heisst ehrlich sein, den wirklichen Zustand der EU zu beleuchten.Es gibt nicht genug Europa und nicht genug Union. Es heisst handeln, angesichts der Flüchtlingskrise », so Juncker, eindringlich an das gut besetzte Parlament. Seit 2000 habe sich die Kommission bemüht ein einheitliches Statut für Flüchtlinge aufzubauen, sowohl Parlament wie Rat haben alle Texte abgestimmt, seit Juli 2015 steht fest wie ein einheitliches Flüchtlingsstatut aussieht. Doch an der Umsetzung scheitere es. 32 mal hat die Kommission Mitgliedstaaten zur Ordnung gerufen, wegen Nicht Einhaltung der gemeinsam beschlossenen Gesetzgebung, und weitere Mahnungen werden folgen. Alle Mitgliedstaaten müssten europäische Gesetze anwenden, das fordere die auf Rechtsstaatlichkeit aufgebaute Union. Vorrangig soll den Staaten an den Aussengrenzen, Italien, Griechenland und Ungarn europäische Hilfe zukommen, der Winter wartet nicht, so Juncker. Dem eindringlichen Appel des Kommissionspräsidenten folgen denn auch konkrete Vorschläge: eine gemeinsam erstellte Liste der « sicheren » Herkunftsländer, wobei Juncker beifügt dass Migranten aus dem Balkan das Grundrecht auf Asyl nicht verwehrt werden darf, die Unterbringung der Flüchtlinge sei ständig zu überprüfen und in gemeinsamer Anstrengung aller Mitgliedstaaten zu gewährleisten, des weiteren sollen die Prozeduren zu der Arbeitserlaubnis für Asylanten vereinheitlicht werden. Integral ist die Rede zu lesen auf der Webseite der EU Kommission.
Und damit hat sich Juncker vom small talk und der « langue de bois » seiner Vorgänger verabschiedet. Tacheles, so wie er sich in der Politik einen Namen gemacht hat, geht er zu Werke an diesem entscheidenden Wegkreuz der künftigen EU.