In der Rumänischstunde lernen die Schüler etwas über den Vergleich als stilistisches Mittel. Die Lehrerin fordert sie auf, ihr Land mit etwas zu vergleichen. Popescu sagt: „Unser Land ist so schön wie eine Blume!“ Ionescu: „Unser Land ist ein Garten!“ Die Lehrerin lobt die beiden und fragt: „Wer nennt andere Vergleiche?“ Da sich sonst keiner meldet, lässt sie widerwillig den Witzbold Bula zu Wort kommen. Dieser sagt: „Unser Land ist wie ein Schiff!“ Entsetzt fragt die Lehrerin: „Wie kommst du denn darauf?“ Dazu Bula: „Schwankt es? Ja, es schwankt! Ist dir übel? Ja, es ist dir übel! Kannst du es verlassen? Keine Chance!“
Bildung
Inwieweit wird heute im Unterricht in Luxemburg Europa thematisiert?
Im Bereich Bildung gibt es immer noch keine gemeinsame europäische Politik. Was Schüler über Europa lernen, hängt davon ab, wie die Schulleiter jenseits der eigentlichen Lehrpläne Themenschwerpunkte setzen. Als Europaparlamentarierin hatte ich regelmässig die Gelegenheit, mit Schulklassen über Europa zu diskutieren. Wie Kommission, Parlament und Ministerrat funktionieren konnte da angesprochen werden, aber weit mehr waren die Schüler an den praktischen Problemen interessiert. Sie wollten wissen, welche Möglichkeiten es gebe, in anderen Ländern zu studieren, zu arbeiten, meistens waren es Ich-bezogene Fragen, weniger Interesse an den andern.
Was lernen die Schüler über die anderen Mitgliedstaaten der EU?
Genau das ist eine Kernfrage einer gemeinsam zu gestaltenden Unterrichtspolitik. Der Geschichtsunterricht spielt da eine wesentliche Rolle. Nun ist Luxemburg als Gründerstaat, mit einer internationalen Bevölkerung in der Lage, anhand von konkreten Fakten darzustellen, wie Europa gewachsen ist. Wie allerdings die geschichtlichen Zusammenhänge in wenigen Stunden Geschichte vermittelt werden können, das ist immer noch eine Quadratur des Kreises. Dringend gebraucht würde eine Geschichte der Neuzeit, für Jugendliche in geraffter Form zusammengestellt, ohne allzu sehr den Schwerpunkt auf die politischen und diplomatischen Fakten zu legen. Die geopolitische Bildung lässt insgesamt zu wünschen übrig. Nicht nur Schüler haben ein allzu begrenztes Wissen, auch Eltern, Lehrer und Professoren tun sich schwer damit, die rasante Entwicklung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu verfolgen.
Ist in Sachen Quellen zur Information über andere Länder, Menschen und Sitten ein Fortschritt zu verzeichnen? Wissen wir mehr voneinander?
Es gibt sehr gute Ansätze, Geschichtsbücher werden grenzüberschreitend geschrieben. Frankreich und Deutschland haben eine solche Initiative ergriffen, es gibt wahrscheinlich noch manche andere Beispiele. Es ist eine Frage der interkulturellen Begegnung. Geschichte sollte sich nicht damit begnügen Kriege, Grenz- und Machtverhältnisse darzustellen, sondern auch Fragen der Sprachen, und überhaupt der kulturellen Vielfalt zu beleuchten. Vom Europarat wurde im Jahr des interkulturellen Dialogs 2008 eine Initiative gestartet, an der Historiker aus allen Mitgliedstaaten teilgenommen haben. Wenn das Europa der Zukunft nicht auf den alten Gegensätzen und Feindschaften hängen bleiben soll, dann bedarf es in dieser Hinsicht gewaltiger Anstrengungen. Wie wollen wir besser miteinander leben, wenn wir nicht genug übereinander wissen? Ob wir aber mehr voneinander wissen, seit 2004 die Union um 12 Mitgliedstaaten erweitert wurde, ist eine Frage, die mit Nuancen zu beantworten ist. Politiker, Beamte und Studenten wissen ganz gewiss mehr über andere Länder als sie jemals gewusst haben. Dazu hat das Internet einen sehr wichtigen Beitrag geleistet. Nun hängt es aber davon ab, was wir wissen, wenn es darum geht, andere anzunehmen, zu verstehen und nicht mit Ablehnung zu reagieren. Manchmal ist das Wissen zu lapidar, auch gefärbt durch tendenziöse Berichterstattung der Informationsquellen. Wie soll nun aber der Bürger (Ottonormalverbraucher) sich in der Flut von Information zurecht finden, sich eine eigene Meinung bilden und diese auch verteidigen können, wenn die ihm zugängigen Quellen, z.B. die lokale Presse, nur bedingt europäisch ist, oder nur Negativmeldungen vermittelt? Das soll sich nun aber nicht als Presseschelte lesen, aus Luxemburger Sicht haben wir mit der Mehrsprachigkeit und dem Zugang neben nationalen Pressemedien den deutschen und französischen Fernsehsender die Gelegenheit, über unsere Nachbarn relativ viel zu erfahren. Ich möchte aber auch eine Trennung zwischen Wissen und Empfinden machen. Das Wissen allein bürgt noch nicht für Verständnis, und schon gar nicht für Akzeptanz.
„Bildung dämpft den Enthusiasmus“, sagen Zyniker. So kommentierte die Presse z. B. die Tatsache, dass laut Umfragen die rumänischen Staatsbürger vor dem EU-Beitritt des Landes fast zu 90 Prozent den Beitritt zur Europäischen Union herbeiwünschten und 2007, nachdem ein Jahr EU-Mitgliedschaft um war, die Begeisterung unter 60 Prozent gefallen war. Ebenso das Interesse: Schließlich gaben bei den Europawahlen im November 2007 knapp 30 Prozent der Rumänen ihre Stimme ab… Liegt es an der Bildung oder an der Leistung der Politiker in Rumänien?
Ich habe die Rumänen erlebt als äusserst gebildete Menschen, kunstbeflissen, mehrsprachig, musikbegeistert, mein Eindruck war, dass Rumänen sehr gebildet sind. Die Mitgliedschaft in der EU ist nach Diktatur und Kommunismus auch ein Traum nach Freiheit gewesen. Dass es nicht ganz so kam, wie es die Menschen erwartet haben, liegt am Demokratieverständnis, an der Komplexität der EU-Institutionen, an den Politikern, an der Information, aber das gilt nicht nur für Rumänien, das ist in den alten Mitgliedstaaten genau so. In Luxemburg gibt es eine Pflicht, zu wählen. Hätten wir die nicht, wäre die Wahlbeteiligung gleich niedrig! Es ist eine Frage der Zukunft, wie wir die Begeisterung der Menschen für ein außergewöhnliches Modell in der Menschheitsgeschichte aufrecht erhalten können. Nun braucht es dazu den Politiker, der selbst noch Begeisterung vermitteln kann, und nicht nur an Karriere und Wiederwahl denkt. Aber auch die Wähler haben eine Pflicht, wenn sie gegen Lethargie und Missstände ankämpfen wollen. „Wir sind das Volk“ ist immer noch der Grundsatz der Demokratie.
Janos und Ion sind beste Freunde. Sie sitzen jeden Abend bei einem gemeinsamen Trunk in der Dorfkneipe irgendwo in Siebenbürgen. Eines Abends kommt Ion mit einer Axt an und stürzt sich auf seinen Freunde Janos: „Ich bringe dich um!“ brüllt er. Mit knapper Not können ihn die anderen Kneipenbesuchern festhalten. Sie fragen ihn schließlich, was denn in ihn gefahren sei. „Die Ungarn haben den rumänischen Fürsten Mihai Viteazul umgebracht, Janos soll dafür büßen!“ „Aber das war doch vor 500 Jahren!“ sagen die Anwesenden entgeistert. „Ja“, brüllt Ion, „aber ich habe es erst heute erfahren!“
Geschichte/Geschichten
Blickt man in die Geschichte Europas zurück, so hatten Luxemburg und Rumänien immer wieder mit Fremdherrschaft und -bestimmung zu kämpfen. Wie sehen Sie das? Gibt es hier schon gemeinsame Erfahrungen, die zu einer Seelenverwandtschaft geführt haben?
Betrachtet man Luxemburg vom quantitativen her, müssten Sie doch alle Minderwertigkeitskomplexe gegenüber den viel größeren Nachbarn entwickeln. Dem ist jedoch offensichtlich nicht so. Rumänien hat allerdings immer noch mit Minderwertigkeitskomplexen zu kämpfen und die Leute sind hier weniger geschichtsbewusst als geschichtsempfindlich, wenn man das so sagen darf… Liegt das möglicherweise an der noch nicht gefestigten Identität? Wie ist das in Luxemburg gelaufen?
Sie haben ja den Fremdeinfluss am eigenen Namen erleben müssen: Eigentlich sollten Sie Ernestine heißen, doch das klang Französisch und so wurden Sie Erna getauft. In Siebenbürgen war das kein Thema. Meine Urgroßmutter hat mit Vornamen Ernestine geheißen und das klang in unseren Ohren Deutsch… War das nun bloß ein Problem der Aussprache oder was?
Ich greife das Stichwort Identität auf. Die Geschichte Luxemburgs geht ja auf Siegfried zurück, der auf dem Bockfelsen 963 die Stadt gegründet hat, und uns auf die Landkarte brachte. Dann folgt eine Reihe von grossen Ereignissen für das « Haus » Luxemburg, aber kaum ein Luxemburger würde sich heute anmassen sich zu brüsten mit dem Grossreich eines Karls des Grossen oder eines Sigismunds. Johann der Blinde war der eigentliche Begründer unserer Dynastie, liegt in der Krypta der Kathedrale begraben, nachdem seine leiblichen Überreste nach einer Irrfahrt auf diplomatischem Wege wieder zu seinem Ursprungsland zurückgefunden haben. Luxemburg, als das Gibraltar des Nordens, war ein Zankapfel für die Grossmächte, die sich seinerzeit aber nicht etwa um Bodenschätze gestritten haben, sondern sie wollten die geographische Lage strategisch ausnutzten. Das hat uns die Besatzung von Österreichern, Spaniern und Franzosen eingebracht, Brauchtum und Sprache haben sich durch diese zu erduldenden Fremdeinflüsse entwickelt. Zur Zeit der Römer war Luxemburg ein Standort, mit schönen Villen die verbleibenden Überreste der Römerstrassen, und ein sehr bedeutendes Mosaik, das wir 1995 im Jahr der ersten Kulturhauptstadt entdeckt haben, zeugen davon dass es den wohlhabenden Römern nicht schlecht hier gefiel. Durchgangsland waren wir in der Steinzeit. Das älteste Grab, das beim Bau der Saarautobahn gefunden wurde stammt aus dem 5.Jahrtausend v.Chr. An der Bauweise haben die Archaeologen ermittelt, dass vorrangig Wandervölker sich für kurze Zeit hier ansiedelten. Die Frage der Identität ist demnach eine tiefgründige Frage mit vielen Facetten. Wohl kaum ist für die jungen Luxemburger die Geschichte des Mittelalters relevant, die Generationen der nach dem Zweiten Weltkrieg Geborenen empfinden ihre Identität aus der Besatzung durch die Nazis erwachsen. Befassen wir uns mit der neueren Geschichte, so ist der Wiener Kongress, Ursprung des unabhängigen Grossherzogtums. Aus dem « Duché de Luxembourg » wurde der « Grand Duché », gross wurden wir weil dadurch unser Herrscher an den Sitzungen der Mächte teilnehmen konnte, in Wirklichkeit wurden wir kleiner, und zwar ziemlich viel. Das Duché reichte bis weit hinein in das heutige Belgien, Frankreich und Deutschland. Dann kam 1839 mit der feierlichen Unabhängigkeitserklärung, aber damit war es noch nicht getan, die Niederländer haben lediglich einen Statthalter geschickt, den Prinzen Heinrich, der in Walferdingen residierte. Dieser Regent mit seiner Frau Amélie, eine russische Prinzessin, hat ein sehr grosses Verdienst um die Luxemburger Identität. Die Unabhängigkeit hat ja das Land vor die Aufgabe seiner Selbstverwaltung gestellt. Da gab es schon ein Problem: die Beamten waren französischsprachig, während es eine deutschsprachige Presse gab, und die Bauernbevölkerung ihr Dialekt gesprochen hat. Die Luxemburger haben dann 1843 per Gesetz beschlossen, dass sie zweisprachig sind, die Gesetze sollten auf französisch geschrieben werden, während die Presse auf deutsch weiterhin erscheinen könnte. Vom Luxemburgischen ging damals nicht die Rede. Prinz Heinrich war ein sehr leutseliger Herrscher. Es gab schon damals in den Dörfern Musikvereine, Theater und Gesangvereine. Es gibt gute Mundartliteratur aus dieser Zeit. Der Prinz hat diesen Vereinen, aus denen die spätere « Union Grand Duc Adolphe », entstanden ist, den Mut zur Pflege der eigenen Sprache zugesprochen. Identität war demnach damals schon dreisprachig! Aber eigentlich waren wir ja nicht richtig unabhängig, sondern wurden von der holländischen Krone aus mitverwaltet.
Wohl kaum kann sich auf diesem Hintergrund eine Parallele zu Rumänien entwickeln. Die Luxemburger waren unter dem Druck der Grossmächte, als schlaues « Bauernvolk » wussten sie sehr wohl dass sie auf das Wohlwollen derselben angewiesen waren…..das ist ja heute vielleicht auch noch so!
1867 war die Zukunft Luxemburg’s wieder in Frage gestellt. Bismarck wollte uns Deutschland einverleiben, aber der russische Zar hat auf Bitten Prinz Heinrichs Einspruch erhoben. So wurde bei den Londoner Verträgen beschlossen dass unter der Bedingung, dass die grosse Festungsanlage von Vauban geschleift werden müsste, das Land unter dem Schutz der Nachbarn militärisch neutral sein müsste, ohne eigene Streitmacht. Erst kürzlich hat sich ein französischer Abgeordneter, als es um die Zurechtweisung der französischen Regierung wegen ihrer Ausweisungsprozedur für die Roma seitens der luxemburgischen Europakommissarin Viviane Reding ging, dazu verstiegen zu sagen, dass doch eigentlich Bismarcks Vorschlag gut gewesen sei… Das hat natürlich einen Sturm der Entrüstung ausgelöst, allerdings wurden die geschichtlichen Hintergründe damit wieder aufgefrischt.
Identitäres Selbstverständnis haben die Luxemburger mit dem zweiten Weltkrieg erlangt. Wir wurden von der deutschen Wehrmacht besetzt, 1940, am 10 Mai kamen deutsche Panzer über die Moselbrücke, Gauleiter Simon wurde für die Verwaltung zuständig, Luxemburg sollte deutsch werden. Diese Zeit des Widerstandes im zweiten Weltkrieg hat endgültig den Stolz der kleinen Nation herausgefordert. Ein Generalstreik, der einzige in der Kriegsgeschichte, sollte das Land lahm legen, es war uns verboten luxemburgisch zu reden, daher wurde mein Name « verdeutscht » eigentlich sollte ich ja Ernestine heissen, was dann die französische Fassung gewesen wäre. Alle wurden umbenannt, die irgendwie nicht ins Deutschtum passten, die Luxemburger Jugend wurde zwangsrekrutiert in die Wehrmacht, die Juden deportiert, es gab Umsiedelungen nach Schlesien, Viele starben in den Konzentrationslagern. Unsere Großherzogin Charlotte hat sich an den amerikanischen Präsidenten Roosevelt gewandt, und die Amerikaner haben bei der Rundstettoffensive, als im Winter 1944 die Deutschen noch einen Angriff auf die Ardennen starteten, mit grossen Verlusten unser Land endgültig vom Naziterror befreit. Diese Episode unserer Geschichte hat zu einer dauerhaften Freundschaft mit den amerikanischen « Veterans » geführt, die noch heute andauert.
Dass sich in dieser Zeit der Unterdrückung das Identitätsgefühl festigte, hat schon mit der Sprache zu tun. Das Luxemburgische ist jetzt unsere Nationalsprache, durch ein Gesetz von 1984, französisch bleibt die Gesetzessprache, und Deutsch ist Zweitsprache, oder wenn man so will, Erstsprache, da die Kinder auf Deutsch eingeschult werden und lesen und schreiben auf deutsch lernen.
Also kann von Minderwertigkeitskomplexen keine Rede sein…
Keinesfalls: Da wir im 19. Jahrhundert Mitglied des Zollvereins waren, und nach dem ersten Weltkrieg in Wirtschaftsunion mit Belgien eingetreten sind, war es selbstverständlich dass das Land nach dem zweiten Weltkrieg sich an allen internationalen Foren beteiligt hat. Die Gründung der Benelux, die Mitgliedschaft beim Europarat, der Nato und dann später der Montanunion, als Vorläufer der EU haben die internationalen Verbindungen gefestigt. Minderwertigkeitskomplexe haben wir nicht entwickelt, aber wir wussten ganz genau dass wir nur bestehen können, wenn wir mit allen gut zusammenarbeiten. Es gäbe natürlich noch vieles hinzuzufügen was im Moment die politische Auseinandersetzungen in der EU angeht, aber kommen wir zu den Verbindungen mit Hermannstadt zurück.
Wie stehen Sie zu der Aussage von Wissenschaftlern, Luxemburger und Siebenbürger Sachsen hätten keine gemeinsamen Wurzeln, wohl aber Luxemburger und Banater Schwaben?
Es hat mich sehr bewegt, als ich bei einem meiner ersten Besuche in Hermannstadt den kleinen Kreis um Phillippi?? getroffen habe, und diese Menschen mich angeredet haben, so dass ich sie in meiner Sprache verstand. Wie wichtig die Entwicklung der Sprache für geschichtliche Nachforschungen ist, wurde ja dokumentiert in der Publikation von Dr. Thomas Nägler über « Die Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen ». Er zitiert Gustav Kisch, der anhand von Sprachforschung feststellt, dass einzelne Wörter nur zwischen Eifel und Mosel zuhause waren. Das könnte ja ein Beweis dafür sein, dass Auswanderer aus dieser Gegend in Hermannstadt ansässig wurden, ob es genau dort war oder in einer anderen Gegend, sollte mich nicht davon abhalten, die Leistung dass nach acht Jahrhunderten unsere Sprache schriftlich dokumentiert ist, und zu einer Fundgrube für Sprachforschung geworden ist, anzuerkennen und zu würdigen. Es zeigt ausserdem, dass Mobilität in dieser Zeit in Europa kein Problem war, dass die Menschen sich nicht scheuten, auch im fremden Land ihre Architektur und Kultur weiterzupflegen. Historiker werden sicher über die Wanderbewegungen viel berichten, Luxemburger gibt es in Amerika, auch dort habe ich mich bemüht, die Kontakte zu den Nachkommen der Auswanderer des 19. Jahrhunderts zu pflegen. Entscheidend scheint mir, dass die Menschen ihre Mundart, ihre Traditionen, ihre Architektur weiter gepflegt haben.
Tatsache ist, dass ich bei meinem ersten Besuch in Luxemburg angesichts der Landschaft und der Städtebaubeweise, die man auch in Hermannstadt und Umgebung findet, feststellen musste, dass zumindest einige der Auswanderer aus Luxemburg so lange gewandert sein müssen, bis sie einen Ort fanden, der ihrer Heimat ähnlich sah. Ist dies auch Ihre Empfindung gewesen, als Sie zum ersten Mal Siebenbürgen besuchten? Hatten Sie da Vorkenntnisse?
Was sie dazu bewegt hat, sich dort niederzulassen, wo die Landschaft der Heimat ähnlich sah, ist heute wohl kaum zu ergründen. Migration ist ein vielschichtiges Phänomen, Überlebenskünstler sind manche geworden, andere haben es weit gebracht, erstaunlich für mich ist, dass die Nachforschung woher sie kommen, die junge Generation durchaus noch bewegen kann. Es ist wie die Suche nach den Wurzeln, nach dem Urgestein, aus dem Völker sich gebildet haben, Volksgruppen zusammenblieben, und doch eingebürgert waren. Assimilation war vielleicht ein indirekter Zwang, man musste sich anpassen, behielt jedoch Freiräume dort, wo sie möglich waren….
Es ist schön, im Rückblick festzustellen, dass sich über die Kultur Brücken geschlagen haben, zwischen Hermannstadt, Rumänien und Luxemburg. Ich bin froh, dass ich dazu einen Beitrag leisten durfte.
One Response to Luxemburg und Rumänien. Leseproben einer Seelenverwandtschaft
Beatrice Ungar 2 décembre 2013
Gut gebrüllt, Löwin, auch zur Maut, aber vor allem zum Thema: Wie bringt man Bürger dazu, auf das Auto zu verzichten? Hier wollen wir ja noch Autobahnen bauen, die Bahn geht flöten… Danke für den Impuls,
eine schöne Adventszeit
alles Liebe
Beatrice