Heute, vor 70 Jahren, wurde das Konzentrationslager Dachau befreit. Die schrecklichen Tatbestände der Nazidiktatur kamen ans Licht. Niemand hatte sich das Ausmass des organisierten Tötens in dieser Grössenordnung vorgestellt. Nie wieder hiess es nach dem zweiten Weltkrieg. An der Aufzeichnung der Schuld arbeiten die Historiker. Archive, offizielle und private, werden erforscht, die Zeitzeugen sterben aus. Was bleibt? Was ist die Antwort heutiger Generationen auf die Schandtaten ihrer Vorgänger? Sühnen für die Fehler der Vergangenheit, sich entschuldigen für das was geschah, gegen das Vergessen antreten? Deshalb sind Gedenktage so wichtig. Dass die Geschichte sich nicht wiederholt, das sollte auch die Botschaft der Erinnerungsfeiern sein. Vor 40 Jahren endete der Vietnamkrieg. Die Umweltschäden wirken noch nach, im Nachbarland Laos legen die Streubomben das ganze Grenzgebiet brach. Vor 100 Jahren Genozid an den Armeniern! Die Türkei weigert sich immer noch als Genozid anzuerkennen was damals geschah. In seinem Roman « Die vierzig Tage des Musa Dagh » hat Franz Werfel 1934 die Vorgänge nachgezeichnet. Sein Buch wurde von den Nazis als volksgefährdende Schrift verboten, Werfel ausgeschlossen, er wanderte 1936 nach Amerika aus. Die Haltung des türkischen Premierministers in der Frage ob Genozid oder nicht kommt gar der Begutachtung des Werfel Buches durch die Nazis gefährlich nahe. Dazugelernt hat die Menschheit nicht. Und eben deswegen haben Gedenktage und Erinnerungsfeiern eine besondere kulturelle Wichtigkeit. Traurig aber wahr: der Opfer wird gedacht. Die Täter wurden nicht alle zur Rechenschaft gezogen. Auch wenn deren Nachkommen sich mit der Schuld nicht identifizieren können, Schuld verlangt nach Sühne…oder Verzeihen, aber das haben die Menschen noch nicht alle gelernt.
Posts by: Erna Hennicot-Schoepges
ICD: Vice President European Cultural Parliament: Senator UPF: Ambassador for peace Uni.lu: C2DH member of the board
Scheitert die gemeinsame Flüchtlingspolitik an der EVP….
….und ihrem deutschen Vorsitzenden? Der mutige Einspruch Junckers hat dem Versuch des EVP Vorsitzenden in der Flüchtlingspolitik die restriktive Schiene zu fahren widersprochen. Die Presse meldet der Kommissionspräsident habe bei den Linken gepunktet… dabei hat er Stellung ergriffen, vor dem Parlament, nachdem seine öffentliche Stellungnahme zu den Ertrunkenen im Mittelmeer vermisst wurde. Dass Deutschland sich schwer tut mit Flüchtlingsquoten ist bekannt. Der bayrische Vorsitzende sollte jedoch die anderen EVP Mtglieder nicht bevormunden. Die Europapartei steht ausserdem zur Zeit in keinem besonders guten Licht da, plädiert doch neuerdings der Vorsitzende ihrer Mitgliedspartei in Ungarn, Viktor Orban, für die Wiedereinführung der Todesstrafe… Wo bleiben die echten Europäer in der EVP? Wann stösst dem Kommissionspräsidenten übel auf dass es keinen Verlass mehr auf die EVP gibt? Dass die Partei seinen Wahlkampf begleitete sollte ihm nicht das Wort verbieten. Gar wäre es an der Zeit dass Juncker seine Parteienfamilie neu ordnet und ihr mehr inhaltliches Profil verpasst.
Flüchtlinge
aus Afrika machen der EU zu schaffen. Die EU Aussenminister reden recht und schlecht am Thema vorbei: eigentlich müssten sie zuerst die gescheiterte « gemeinsame Mittelmeerpolitik » in Erinnerung rufen. Seit 1992 als « Processus de Barcelone » auf die Schiene gesetzt, mit der Ambition Nordafrika thematisch zu erforschen, wurde sie unter der EU Präsidentschaft Frankreichs 2008 als Mittelmeerpolitik grossspurig als das Hauptanliegen Frankreichs dargestellt. Immerhin sind die Rückstände französischer Kolonialpolitik unübersehbar, es wäre demnach ein starkes Zeichen der EU gewesen, die gemeinsame Vergangenheit in Afrika auch gemeinsam anzugehen. Statt dessen hat sich das Chaos in Nordafrika entwickelt, nicht zuletzt auch durch die verpassten Gelegenheiten einer koordinierten gemeinsamen Politik der EU. Die Anzahl der Flüchtlinge zwängt die gemeinsame Flüchtlingspolitik in eine unausgewogene Lage. Nicht nur Flüchtlinge aus einem unterentwickelten (reichen) Kontinent stehen zur Debatte, was mit der nach Genfer Konvention berechtigten Aufnahme der Kriegsflüchtlinge? Die Überwachung der Küsten durch die europäische Initiative Frontex hat nicht funktioniert, Solidarität mit den betroffenen Grenzländern, Italien und Malta, besteht ohnehin nicht. Kein gutes Omen für das Zusammenwachsen einer Gemeinschaft die unfähig ist die Probleme die sie richtig angeht, auch durchzusetzen.
Kultur: europäisches Stiefmütterchen
Eine Kulturhauptstadt ohne Dimension, Pilsen tat sein Bestes, die Einladung früherer Kulturhauptstädte war immerhin Gelegenheit zum Austausch. Nichts ist denn auch mehr so wie es war: der Titel hat an Glanz verloren, nachdem die Regeln geändert wurden. Was hat die Kulturhauptstadt für Europa gebracht? In Marseille hat der antieuropäische Front National trotz Kulturhauptstadt die meisten Stimmen erzielt.Die Fragen des tschechischen Journalisten an das Panel ob denn Kultur ein Mittel sei für die EU zu werben zeigt wie wenig von der ursprünglichen Idee Melina Mercouris geblieben ist. Kultur kann nicht instrumentalisiert werden -zu welchen Zwecken auch immer. Kultur als die Summe des eigenständischen Wesens einer Stadt, das Aufarbeiten von Geschichte, die Vernetzung mit anderen (Kultur)Hauptstädten, das wäre Programm genug. Pilsen hat auch Geschichte aufzuarbeiten, die grösste Synagoge und das grösste Gefängnis der kommunistischen Zeit, in dem auch Vaclav Havel eingesperrt war, sind Mahnmale. Die Hilflosigkeit der, von erfahrenen Mitarbeitern befreiten, Dienststelle zeigt dass Europaskepsis wohl kaum auf Gegenrede aus Brüssel zählen muss. Dort wird Kultur für unfähig gehalten politische Wenden herbeizuführen und nur halbherzig vom Kommissionspräsidenten unterstützt.
30 Jahre europäische Kulturhauptstadt
Pilsen, die tschechische Kulturhauptstadt feiert. Zum dreissigsten Jahrestag seit der ersten Kulturhauptstadt,Athen, hat Pilsen gerüstet auf einen Rückblick, gar eine tiefgründige Reflexion könnte aus den Rundtischgesprächen erfolgen. Als die griechische Kulturministerin Melina Mercouri beim ersten Kulturministerrat 1984 unter « Verschiedenes » den Vorschlag machte jedes Jahr eine europäische Kulturhauptstadt zu benennen hat wohl niemand geglaubt dass das Projekt der einzig wahrnehmbare Erfolg europäischer Kulturpolitik würde. Nachhaltig für die benannten Städte, von denen manche ihren infrastrukturellen Nachholbedarf Lire plus…