Pilsen, die tschechische Kulturhauptstadt feiert. Zum dreissigsten Jahrestag seit der ersten Kulturhauptstadt,Athen, hat Pilsen gerüstet auf einen Rückblick, gar eine tiefgründige Reflexion könnte aus den Rundtischgesprächen erfolgen. Als die griechische Kulturministerin Melina Mercouri beim ersten Kulturministerrat 1984 unter « Verschiedenes » den Vorschlag machte jedes Jahr eine europäische Kulturhauptstadt zu benennen hat wohl niemand geglaubt dass das Projekt der einzig wahrnehmbare Erfolg europäischer Kulturpolitik würde. Nachhaltig für die benannten Städte, von denen manche ihren infrastrukturellen Nachholbedarf dank des Labels Kulturhauptstadt aufholen konnten. Zwar wurde in der Zwischenzeit der bürokratische Aufwand erheblich vergrössert, aber dennoch dürfen sich Künstler und Kulturschaffende freuen. Immerhin ist der Blickpunkt des jeweiligen Mitgliedstaates auf die Kultur ausgerichtet. Thematisch gibt es Freiheiten, dem lokalen Ambiente angepasst. Dennoch riskiert das Modell zu sehr auf events ausgerichtet zu werden. Wenn bei Kultur hinterfragt wird, wieviel Publikum denn dort war, ist der Ansatz schon fragwürdig. Vor der Instrumentalisierung von Kultur um politische Ziele zu erreichen muss eindringlichst gewarnt werden. Das gab es bereits unter den Kommunisten und dort artete es zum Gegenteil von freier Meinungsäusserung aus. Auch bei der europäischen Kulturhauptstadt ist die Frage ob denn diese Bürger sich positiver zu der EU äussern eine falsche Frage!