Eine Vorreitern war sie, hat uns Frauen den Weg gezeigt. Als die Parlamentspräsidenten der EU Auschwitz besuchten zeigte sie uns ihre Liege. Ausserordentliche Emotion, sie, die Überlebende, die Zeugin des Horrors und engagierte Europäerin dabei zu haben. Umso ergreifender war diese Begegnung da auch die Bundesrepublik Deutschland durch eine Präsidentin vertreten war. Für Rita Süssmuth war der Besuch in Auschwitz besonders bedrückend. Wir waren drei Frauen, Vertreterinnen unserer Bürger, Sieger und Besiegte im Aufbruch zu einem neuen Europa des Friedens und der Freundschaft. Zu welchen Gräueltaten Menschen fähig sein können, wenn Mord als Instrument der Politik benutzt wird, hat das Lager in Ausschwitz vergegenwärtigt. Simone Weil hat sich mutig dafür eingesetzt gegen das Vergessen zu kämpfen. Von ihr konnte man lernen was es heisst trotz allen Gegenwindes sich durchzusetzen. Ihr Kampf um die Rechte der Frauen in Frankreich war beispiellos. Mit Würde hat sie alle Anrempelungen durchgestanden. Das EU Parlament ehrt heute seine ehemalige Präsidentin. Keine grossangelegte Feier, wie bei Helmut Kohl, auch nicht ins Panthéon soll sie, da, nachdem sie 65 Jahre verheiratet war ihr Platz neben ihrem Mann sei, so ihre Enkel! Wahre Grösse zeigt sich eben auch in kleinen Dingen. Rita Süssmuth, mittlerweile 80, hält noch immer engagierte Reden, auch sie kämpfte: um das Holokaust Denkmal in Berlin, um die Rechte der Frauen im wiedervereinigten Deutschland, unbeirrt vom Urteil des Kanzlers Kohl, der sie « ein auslaufendes Modell » nannte.