Zum letzten Mal war es 1968 als eine Regierung nicht ihre volle Amtszeit durchhielt: damals ging es um die Abschaffung des obligatorischen Militärdienstes. Ein Abgeordneter der CSV hatte einen Antrag der Sozialisten unterstützt und daraus hat der damalige Staatsminister Pierre Werner nach dem legendären Gespräch auf dem Sofa in der Bar des Parlamentes mit seinem Vizeminister dem Plenum mitgeteilt: Le Gouvernement se retire. Diesmal war der Geheimdienst der Anlass dafür dass J.Cl.Juncker nach siebenstündiger Debatte das Aus der Regierung ankündigte. Die innenpolitische Stimmung hatte eine Allianz aller politischen Kräfte ausser der CSV bestimmt, losgelöst durch emotionale Frust über lange Jahre der Bevormundung durch den Regierungschef. Wenig staatsmännische Grösse ist allerdings in ihren Reihen zu finden, ansonsten die Kontrollkommission, welche dem Parlament eine Mitverantwortung über den Geheimdienst gab, die Mängel, die jetzt dem Premierminister zum Vorwurf gemacht wurden, im Vorfeld aufgeworfen hätte. Mit Koalitionspartnern zu regieren funktionniert eigentlich nur wenn beide Partner in objektiver Loyalität um die Geschicke des Landes bemüht sind. Da der sozialistische Koalitionspartner, intern zerstritten, zur Zeit an Verlässlichkeit zu wünschen übrig lässt, ist verständlich wieso das Grossherzogtum bei Krisenbewältigungsmassnahmen so hinterherhinkt. Der Mut verlässt die Genossen, sobald es darum geht einschneidende Massnahmen zu ergreifen….Die internationale Presse ist über diese Subtilitäten wohl kaum informiert, kein Wunder dass das ZDF und ihre Skandalberichterstatterin Slonka wieder titelte, das Grossherzogtum mit 500.000 Einwohnern bestehe zur einen Hälfte aus Bänkern und zur anderen aus Geheimdienstlern! Dem Ländle habe diese Schlagzeilen wohl kaum genutzt, auch nicht zur internen Entspannung beigetragen. Fazit der Geschichte: Juncker wurde von seiner Partei mit grossem Applaus bedacht und als nächster Spitzenkandidat bestätigt, derweil die Sozialisten erst mal die internen Machtkämpfe um ihren Frontmann durchstehen müssen. Immerhin räumte der Premierminister bei der Debatte ein, er habe sich geirrt in der menschlichen Einschätzung seiner verantwortlichen Beamten des Geheimdienstes.
Schlechte Menschenkenntnis demnach, nur bei den Geheimdienstlern?