Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sollte vorurteilsfrei, gut recheriert und dokumentiert, subtil in der Befragung der Hintergründe sein, ohne Vorverurteilung und skandalträchtige Titelankündigung. Mit dem heute-journal vom 19. Juli hat die Berichterstatterin frei von ethischem Grundgespür sichtlich über die Stränge geschlagen. Zum Rücktritt von Ole von Beust titelte sie « Merckels müde Männer », was in der Beschreibung schon allein das Aufbegehren aller Feministinnen hervorrufen müsste: das Besitzanzeigende ist zutiefst verunglimpfend für die Kanzlerin, die als Regierungschefin weder über « ihre » Männer verfügt, noch bestimmt. Respektlos ist es umsomehr wenn gerade Ole von Beust der Moderatorin die Partikel « müde » suggerierte. Ueber Rücktritte kann endlos spekulieren wer vom politischen Realgeschäft absieht. Dass es auch Ehrbares in ihnen zu lesen gibt, darauf wäre Frau Slomka nicht gekommen, wahrscheinlich hat sie sich mit der Sachlage zu einem Referendum über eine Schulreform in Hamburg zu wenig dokumentiert…wäre also nicht auf den Gedanken gekommen den Rücktritt in diesem Zusammenhang zu kommentieren. Im Übrigen sind ihre Kommentare ziemlich überflüssig.Das ZDF sollte sich zu schade dafür sein.
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Energiesparen oder neues Geld?
Drei Umweltminister haben sich eine Extratour geleistet: nachdem das Ziel 20% CO2 Einsparungen für 2020 von allen EU Staatschefs angepeilt wurde, in Copenhagen aber keine merklichen Fortschritte in Sachen Klimapolitik erzielt wurden, melden sich nun die Umweltminister Frankreichs,Deutschlands und Grossbritanniens zu Wort und fordern das Einsparen von CO2 auf 30% zu erhöhen. Für Umweltschützer eine lobenswerte Initiative, Mut muss man haben solches im Alleingang vorzuschlagen….Eine der (richtigen) Begründungen ist, dass Innovation dadurch gefördert werde wenn man zahlen müsste. « man » das sind in diesem Fall die Wirtschaft und die Privathaushalte. Aehnlich wie mit der Sparlampe soll der Konsument zwangsweise auf neue Produkte setzen, insofern es denn diese schon zu verträglichen Preisen auf dem Markt gibt! Und da liegt der Hase im Pfeffer. Um Innovation durchzusetzen wird Druck gemacht, mit Ueberzeugung hat die Politik diesmal nicht gepunktet und die Wirtschaft hat ohnehin bewiesen dass es vorrangig um Dividenden geht. Es wurde weder investiert in Erneuerung noch in Alternativen. Aber, siehe Abwrackprämie, ein wenig mehr Konsequenz seitens der Politik hätte das 20% Ziel realisierbar gemacht. Der Konsument als Endverbraucher soll nicht allein die Zeche zahlen. Ob mit 30% Wunschdenken der Innovationsschub näher rückt ist fragwürdig.
Andy Schleck-Maillot Jaune
Nach der WM nun die Tour de France! Ein Luxemburger trägt das gelbe Tricot. Wie kräftig man in die Pedalen tritt hängt nicht von der Grösse des Landes ab, Tour de France-Gewinner Charly Gaul war seinerzeit eine Legende, dass nun wieder Luxemburger Radsportler Geschichte schreiben bringt dem Grossherzogtum guten Leumund. Mit dem Favoritenstatut kommt auch die französische Berichterstattung nicht daran vorbei, Andy Schleck als « den Luxemburger » zu bezeichnen. Vor einem Jahr war das noch anders, Sarkozy hatte damals zum grossangelegten Sturm auf das Ländle losgelegt, das « Steuerparadies » war ihm ein Dorn im Auge, damals! Seither hat sich die (Finanz) Welt sehr verändert. Vorerst sind bei der WM die deutschen Kicker nicht Weltmeister geworden, und die Franzosen verschleudern ihre Tricots für 1€ (ein Euro)….sowohl Sarkozy als Merckel erfreuen sich nicht der grössten Beliebtheit in ihren Landen. Andy Schleck aber drücken wir kräftig die Daumen. Und Juncker hat zwar einige Punkte seiner legendenhaften Beliebtheit eingebüsst, aber was bleibt ist immerhin noch mehr als Merckel und Sarkozy zusammen…
WM Nachwehen
Die Fussballweltmeisterschaft hat Südafrika keine Nachhaltigkeit gebracht: mit dem Abschlusspfiff bleibt wohl noch der Restmüll und dann der Kater, der sich nach dem vielen Feiern einstellen wird. Was eine Vuvuzela ist haben Millionen Menschen erfahren, das Gesumme im Hintergrund als Inbegriff südafrikanischer Tradition hat auch der Kultur einen kleinen Platz geschaffen. Geopolitisch wird mancherorts über Gewinner und Verlierer geschrieben, etwa die Europäer seien doch die überlegenen Strategen, und dass Japan auch Fussball spielen kann und nicht einmal schlecht hat verwundert. Die WM hätte somit auch ihren Teil an Völkerverständigung gebracht. Aber hat sie das wirklich? Lire plus…
Die Belgier sind dran
In Europa hat Belgien jetzt die Doppelspitze: der richtige Ratspräsident ist der Uebergangspremier und der gewählte Ratspräsident Van Rompuy, der Ständige. Der eine des andern Nachfolger,damals, als die belgische Regierung unter Leterme in die Brüche ging. Geübt und jesuitisch geschult dürfte Herman den Parteigenossen Ÿves durch das Dschungel der europäischen Gesetzgebung lotsen. Einfach wird es nicht werden…hat doch da der dienstälteste Beamte der ständigen Vertretung, also die Spitze der auf den Gemeinschaftsregeln sitzenden Beamten, sich mit dem Europäischen Parlament angelegt! Dort seien die Stolpersteine zu suchen, dort wisse man nicht ob es um Inhalte oder Äusserlichkeiten gehe. Wer aus Belgien kommt sollte so nicht reden, Recht mag er vielleicht haben, aber prompt hat das Parlament geantwortet. Und zwar unmissverständlich! Seine Existenz sei wohl manchen ein Dorn im Auge, auch sei von Vielen noch nicht bemerkt worden dass nach Lissabon das EP mehr Befugnisse habe. Und immerhin solle sich ein Vertreter einer noch nicht einmal bestehenden Regierung nicht so äussern. Lire plus…