So würden die Gründerväter die EU in ihrem derzeitigen Zustand wohl einschätzen. Schuman und Adenauer mussten auf den Trümmerhaufen des zweiten Weltkriegs, die friedliche Zusammenarbeit aufbauen. Nicht mit Kooperation zwischen den Gründerstaaten begann der Prozess, sondern mit der hohen Behörde für Kohle und Stahl. Kein Staat sollte mehr Kriegsmaschinen produzieren können, ohne gemeinsame Beschlussfassung. Und damit begann das gemeinsame Denken und die auf Solidarität gegründete Gemeinschaft. Heute sind die Trümmerhaufen nicht in Europa, sondern weit weg, auf anderen Kontinenten. Die Flüchtlingswelle dokumentiert auf dramatische Art wie die Staatengemeinschaft von 28 Nationen sich an der gemeinsamen Verantwortung vorbei drückt. Es darf allerdings nicht verwundern dass, trotz der Dringlichkeit von Beschlussfassungen zur gemeinsamen Beherbergung der Asylanten, Ministerkonferenzen ohne Beschluss enden, und sogar die deutsche Kanzlerin machtlos scheint. Fehler der Vergangenheit, so z.B.die verpasste Aufrüstung von Frontex und die formal rechtlich verbriefte Sicherung der gemeinsamen Aussengrenzen, mögen erklären wieso es soweit kam, dass mit der Flüchtlingswelle die Gemeinschaft zu zerbrechen droht. Begonnen hat der Zersetzungsprozess aber schon mit der Krise in Griechenland. Nicht « Brexit » läutete die Alarmglocken ein, sondern bereits « Grexit ». Allerdings wurde damals der Verlust des Mittelmeerstaates als Eigenverschulden gebrandmarkt, man erinnere sich an die Mahnungen des deutschen Finanzministers an die Griechen, derweil der Verlust der Londoner « City » für die am Handel mit dem britischen Empire interessierte deutsche Industrie unvorstellbar ist. Wehret den Anfängen, so könnte man sagen. Ohne den Mut Angela Merkels deutsche Grenzen für Flüchtlinge zu öffnen, wie wäre das Bild der Deutschen im heutigen Europa? Nun musste die Kanzlerin nochmals den Gang nach Canossa antreten, die einst so abschätzig behandelte Türkei, damals als es um Beitrittsverhandlungen ging und von deutscher Seite die « privilegierte Partnerschaft » angemahnt wurde, ist derzeit vielleicht der Retter in der Not. Und die Griechen? Sie sollen sich darum bemühen dass Asylanträge nicht missbraucht werden von Wirtschaftsflüchtlingen, eine angesichts der geographischen Situation unvorstellbare Aufgabe. Den Schleppern wollte man ebenfalls das Handwerk legen, damals, bei der Gründung der Agentur Frontex! Wieviel Schwarzgeld und Kriminalität sich inzwischen dahinter verbirgt weiss Europol, welche Sanktionen vorgenommen werden und von wem ist allerdings unklar. Schadenersatz fordert nun der französische Präsident François Hollande von seinem britischen Kollegen, falls die Briten sich für ein « Brexit » entschieden. Auch würden die Flüchtlinge von Calais, die nach Grossbritannien wollen, nicht länger an der Ausreise gehindert, und in französischen Lagern betreut. Und überhaupt müssten die Briten für den ganzen Aufwand um Calais den Franzosen die Unkosten zurückerstatten. Ist das nicht bereits der Anfang vom Ende?