Wie nicht anders erwartet wurde Erdogan mit absoluter Mehrheit zum Präsidenten gewählt, nach ersten offiziösen Zählungen. Damit hat der ehrgeizige Politiker, dessen Aufstieg träumen lässt, sein Ziel erreicht. Nicht ohne zielstrebig alle Hürden aus dem Weg geschafft zu haben, hat er sein persönliches Resultat erreicht. Ausgeschaltet waren die Opposition, die öffentliche Meinung via Presse, die Zahl von Journalisten und Intellektuellen im Gefängnis ist rekordfähig, das aber störte weder Erdogan, noch seine Wähler. Ob diese Wahl hingegen zur Befriedung der Konflikte in der Region dient, ist eine Zukunftsfrage. Wie der neugewählte Präsident nach der Aufnahme seines Amtes mit den Krisen umgeht, steht auf einem anderen Blatt. Wirtschaftsstark ist die Türkei das Land mit einer gewissen Zukunft. Sie könnte, nachdem die Mitgliedschaft in der EU mittlerweile unerwünscht von der Mehrheit der Türken ist, eine Führungsrolle in der Region aufnehmen. Dazu wäre allerdings eine feinere Diplomatie gefordert als sie von Erdogan praktiziert wird. Als Polterer und impulsiver Büttenredner hat er zu seiner Zeit als Premierminister manche Pfeile abgeschossen, die nicht gerade zur Friedensfindung beigetragen haben. Aber die neue Macht gibt ihm vielleicht auch die Gabe der Einsicht: manchmal ist weniger mehr.