Die Erinnerungsfeiern sind angelaufen. Ob der Attentäter von Sarajevo ein Porträt an einer Häuserfassade verdient? Nicht er habe eigentlich den ersten Weltkrieg ausgelöst, sondern die Unfähigkeit der Herrschenden den Frieden zu sichern im Balkan, so die Geschichtsforschung. Nun hat ein Jahrhundert mit zwei Weltkriegen die Menschheit nicht weiser gemacht. Noch immer gibt es Krieg, Und immer wieder sind ethnische Gegensätze der Anlass. Krieg ist zum Konfliktlösen wohl kaum geeignet, denn um Ressourcen geht es , um Gas und Öl, um Wasser und Ernährung oder um religiösen Fanatismus. Der erste Weltkrieg hat nachhaltige Spuren hinterlassen: in Compiègne wurde ein Waffenstillstand unterzeichnet der eigentlich nur zwanzig Jahre hielt, bis es zum zweiten Weltkrieg kam. Und mit der Zerstörung der kleinen Brücke von Mostar über die Drina 1992 war im Balkankrieg wieder ein Zeichen der Trennung zwischen Serben und Bosniern gesetzt. Ethnische Säuberung hiess es! Mühsam versucht die EU den Balkan nach europäischen Standards zu binden, nicht immer mit Geschick und Rücksicht auf die jeweilige Geschichte.Bosnien, Herzegowina, Kosovo, Albanien, Serbien und Mazedonien warten noch auf die Annäherung, die Konflikte im ehemaligen Vielvölkerstaat Yougoslavien sind noch nicht ganz befriedet. Dass der erste Weltkrieg der Herrschaft vom deutschen Kaiser und den Habsburgern ein Ende setzte, verwies die noch verbleibenden Monarchen in repräsentative Rollen. Sie sind es nicht mehr die über Krieg und Frieden entscheiden. Das Friedensprojekt EU hat immerhin seit 60 Jahren gehalten, die Auseinandersetzungen werden in Wortgefechten geführt, die Grossmächte Deutschland und Frankreich bestimmen zwar wie eh und je wo’s lang geht, immerhin marschieren keine Soldaten mehr. Dafür gibt es allerdings jede Menge Waffen, mittlerweile auch wieder im Einsatz auf dem europäischen Kontinent.Spielte 1914 der Zar und Russland eine bedeutende Rolle, so hat Russland diesmal den ersten Angriff im neuen Jahrtausend eingeleitet.Wer Frieden will muss sich auch aktiv darum bemühen, die Römerfloskel vom « si vis pacem para bellum » hat im Zeitalter der Diplomatie und der Überwachungsmöglichkeit keinen Bestand mehr. Die Gegensätze zu meistern bevor sie zum offenen Konflikt führen, das hat die EU noch nicht im Programm. Dazu bräuchte sie viel mehr Augenmerk auf die Kulturgeschichte der Völker. Solange Kultur als die Summe der schönen Künste und nicht als der Lebensnerv eines jeden Volkes betrachtet wird, bleibt sie in dem ihr zugestandenen Stellenwert unbedeutend. Dabei würde etwas mehr Wissen über kulturelle Gegensätze auch die europäische Politik umkrempeln.