Sein Tod reisst eine Lücke in der Kulturszene, weltweit. Auch mit Luxemburg war Mortier verbunden, mehrmals vor Ort, zur Beratung des Kulturministeriums. Sein Kampf um freie Meinungsäusserung bei den Salzburger Festspielen war besonders 1998 von Bedeutung. Mortier hatte das Musikfestival in Richtung Literatur erweitert und Autoren zum Programm eingeladen. Sein Autorenvorschlag, Schriftsteller in Residenz für Elfriede Jelinek hatte damals in Salzburg die konservative Politik auf den Plan gerufen. Verboten werden sollte der Auftritt der Schriftstellerin, die in Österreich damals eher als Netzbeschmutzerin galt. Sie hatte es nämlich gewagt die NS Vergangenheit der Alpenrepublik zu thematisieren! Mortier hat sich gegen die Zensurpläne der Stadtverwaltung gewehrt und gewonnen, und damit einer späteren Literaturnobelpreisträgerin zur Premiere eines neuen Konzeptes verholfen.Seither gehörten Lesungen bedeutender Schriftsteller zum Festivalprogramm. In Luxemburg war Mortiers Beirat eine wertvolle Hilfe bei der Erstellung der Konzeption der Philharmonie. Anlässlich einer Anhörung der damaligen Organisatoren der Konzertreihen, Festivals und Jeunesses musicales, sagte Mortier, nachdem jeder seine Wünsche vorgetragen hatte und die eigenen festen Spielzeiten im Kalender gesichert sehen wollte: « Wenn ihr nichts ändern wollt dann braucht ihr keine Philharmonie ». Die Philharmonie wird ihr Land verändern gestand er mir später. Wie recht er hatte! Als Präsident der Jury des Architektenwettbewerbs zum Bau der Philharmonie hat er die Wahl von Christian de Portzamparc mitverantwortet. Sein Wirken an den Opernhäusern in Paris, Madrid und New York hat die Oper ins 21.Jahrhundert gerettet. Aus dem teuren Spektakel wurde eine kulturpolitische Szene mit Aktualitätsthemen. In seiner Heimatstadt Gand hat Mortier das Erwachsen einer ultrarechten Szene mit Sorge beobachtet. Es hat ihn nicht wieder nachhause gezogen.