Auf meinem Weihnachtsphoto zeigt der Blick auf die Ebene des früheren Mesopotamiens, in der Nähe des Geburtsortes von Abraham, an der syrischen Grenze. Zeigt Christi Geburt nach Bethlehem, so ist der Geburtsort Abrahams eine Pilgerstätte in der Türkei. Viele Orte im Neuen Testament erinnern denn auch daran dass die Ländergrenzen damals anders waren, Gründungsorte der damaligen Christengemeinden. Einige hundert Jahre später gründete der Phrophet Mohammed die dritte Religion « des Buches », der Bibel. Zu einer weltweiten Befriedung zwischen diesen drei Glaubensgemeinschaften ist es bislang noch nicht gekommen. Eigentlich sind es ja inzwischen viel mehr als nur drei, rechnet man die Spaltungen ein die Christen Muslime und Juden in verschiedene Richtungen einteilen, nach jahrhundertelangen Kämpfen, Machtspielen und Interpretationen der Bücher. Wer glaubte die Zeit der Glaubenskriege sei vorbei irrt. Viele aktuelle Konflikte fussen auf unterschiedlichen Glaubensrichtungen, auch wenn Staatengründungen an die Stelle von Glaubensgemeinschaften getreten sind. Syrien war bis vor dem Ausbruch des Krieges der Innbegriff des « friedlichen » Zusammenlebens vieler religiöser Strömungen, bis zu dem Zeitpunkt da die Herrschaft der Familie Assad bekämpft wurde, als Diktatur…oder geleitete Demokratie, wie Kenner der Szene sagen. Die Herrschaft der religiösen Führer in der Türkei war durch den Staatsgründer Kemal Atta Türk vor fast hundert Jahren von einem starken Staat eingegrenzt worden, der Vorzeige laizistische Staat, mit einer klaren Abgrenzung zwischen weltlicher und geistiger Macht. Dass sich mit dem Ministerpräsidenten Erdogan die Regeln aufweichten hat die Entwicklung Anatoliens zwar beschleunigt, eine moderne Türkei mit rasanter wirtschaftlicher Entwicklung ermöglicht, allerdings ohne das Erbe des jahrzehntelangen Einflusses einer Kultur des Rechtes auf freie Meinungsäusserung und individuelle Freiheit zu berücksichtigen. Erdogan hat schlussendlich die Auseinandersetzung mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen in seinem Land nicht gewonnen, die Zustimmung für ihn kommt lediglich aus dem Lager der Traditionalisten. Er spaltet mehr denn je und schiebt die Schuld der EU und den Amerikanern zu. Seine Bestrebung als Präsident noch auf dem politischen Parkett zu bleiben bedarf erst einer Änderung der Statuten der AKP und die Zustimmung der Kurden. Die eben erfolgte « Säuberung » durch die Entlassung von zehn Ministern in einem Kabinett von zwanzig zeugt von seinem ungebeugten Willen an der Macht zu bleiben. Dass damit die Beitrittsverhandlungen erschwert werden ist für die EU nicht Grund genug gerade jetzt die Verhandlungen abzubrechen, der Betrittsantrag wurde immerhin 1963 eingereicht. 1999 wurde die Türkei zum Beittrittskandidaten erklärt. Ob die Türken noch Lust dazu haben, sollte die Entscheidung der künftigen türkischen Regierung sein. Es könnte sein dass gerade jetzt die Prinzipien des Rechtsstaates mit religiöser Toleranz und der Freiheit des Individuums die einzige friedliche Perspektive ist….nicht nur für die Türkei sondern die ganze Region.