Nicht einmal ein Vierteljahrhundert Erfahrung mit Unabhängigkeit hat Litauen, erst 1998 hat es den Antrag auf Mitgliedschaft in der Eu gestellt, und kam im Sog der grossen Erweiterung, oder besser gesagt Wiedervereinigung, von 2004 zur Union. Vytautas Landsbergis führte das Land, das nach der deutschen Besatzung im zweiten Weltkrieg zur Sowjetrepublik geworden war, in die Unabhängigheit. Der Berusmusiker hatte die einmalige Chance erkannt als er die Wahlen 1990 mit seiner Partei gegen den kommunistischen Kandidaten gewann und in einem Kraftakt der Verabschiedung einer neuen Verfassung im Parlament, dessen Vorsitzender er war, an einem einzigen Tag, den Weg ebnete. Die folgenden Auseinandersetzungen hat Landsberghis beschrieben in dem von der EVP herausgegebenen Buch zur Wiedervereinigung Europas. Einzigartig ist das Land in die Geschichte eingegangen mit seinem Kampf gegen die Grossmacht. Die heutige Präsidentin Grybauskaite hat als frühere Finanzkommissarin in Brüssel Europaerfahrung, ihr politischer Weg zeugt von Standfestigkeit. Erstmals wird eine in St.Petersburg ausgebildete Finanzexpertin den EU Vorsitz führen. Gelegenheit ist diese Präsidentschaft das Land näher kennen zu lernen. Mit dem Siegel die « Baltischen Staaten » operieren Europäer wie gehabt mit den Floskeln der Etiketten, nicht beachtend dass die drei Republiken ihre eigene Geschichte haben. Landsbergis ist als Abgeordneter im EP ein Mahner dem es nicht leicht fällt die gute Nachbarschaft zu Russland und der Ukraine blauäugig anzuerkennen. Immerhin bleibt das Schicksal von Kaliningrad als Exklave zwischen Polen und Litauen ein ungelöstes Problem. Auch die von Deutschland geförderten Verbindungen mit Russland in Energiefragen hat Landsbergis stets kritisch kommentiert. Ob nun der Programmpunkt der Präsidentin ein Nachbarschaftsabkommen zwischen der EU und der Ukraine zu unterzeichnen verwirklicht wird, hängt auch vom Schicksal der ukrainischen Politikerin Timoschenko ab. Besonders die EVP bemüht sich derzeit um deren Freilassung aus dem Gefängnis, vermutlich der Preis für die Unterschrift des Parlamentes….