Ein Künstler, stumm verharrend vor dem Bild Atta Türk’s, hat den Bürgerprotesten in Istambul eine Wende verpasst: die Nachahmer, die sich sprachlos versammelten, haben mehr als alle anderen Demonstranten das wahre Gesicht des türkischen Premierministers vorgeführt. Dies waren keine Terroristen, keine Randalierer, vom Ausland her angestachelt die Türkei zu destabilisieren, dies war die Generation der neuen Türkei, das andere Gesicht, das Freiheit in Frieden will. Und wiederum hat sich in den öffentlichen Erklärungen gezeigt wie in manchen EU Mitgliedstaaten das Verständnis für dieses grosse Land kaum vorhanden ist! Zu Recht haben sich die Türken gegen Einmischung von aussen gewehrt, die Teilnahme der deutschen Grünencheffin war daher mehr als deplaziert. In Wirklichkeit aber wurde Erdogan von den eigenen Landsleuten vorgeführt als der Despot der er ist. Die Macht hällt er in festen Händen, ist sich künftiger Wahlergebnisse sicher, trotzdem haben die Demonstranten die Fassade angekratzt. Und eben deshalb wäre es ein fataler Fehler wenn die EU nun auf den Rückzug aus den Beitrittsgesprächen ging. Der deutsche Wahlkampf sollte nicht als Störmanöver dazu genutzt werden, notwendig ist es weniger denn je, da in der Türkei die Stimmung radikal gekippt ist: nur noch 46% der Türken wollen in die EU! Mit der friedlichen Demonstration ist erst recht das Bewusstsein heraufbeschworen, dass sie es auch ohne EU schaffen und auf dem Weg zu echter Demokratie sind. Lang und beschwerlich wird er allerdings, aber die Neuzeit muss rechnen mit der Facebook Generation, die ihre Information nicht mehr allein aus den Moscheen bezieht.