.. und nicht nur dort. Sind wir bei Huntington’s Kampf der Kulturen angekommen?Im grossen Stil werden Menschen verfolgt, zur Flucht gezwungen, bloss weil sie einer Religion angehören, die nicht jene der Mehrheit ist. Die Welt sieht zu, hat schon allzu lange zugeschaut, was soll auch unternommen werden? « Nichteinmischung in innere Angelegenheiten » ist seit dem Irakkrieg ein wohlgefälliges Prinzip mit dem die Diplomatie den Kopf aus der Schlinge ziehen will! Und nicht nur seit dann. Hilflos steht der Westen vor solch grundsätzlichen Problemen, hat sich keine Handlungsweise zurecht gelegt, weil eigentlich seit dem Mauerfall geglaubt wurde die Zeit werde schon im Sinne von Demokratie und Toleranz wirken, mit grösserem Wohlstand würden auch schon die Gegensätze ausradiert, Religionen würden den Status des « Opium fürs Volk » zugunsten materialistischer Glaubensbekenntnisse verlieren. Nichts von alledem ist so gekommen. Der Kommunismus hat das Religiöse nicht auszurotten vermocht, und Diktatoren haben sich dessen bedient als Mittel zum Zweck der Machtergreifung. Die Verfolgungen haben allesamt auch reale machtpolitische Hintergründe. Sie sind verschieden, zeigen jedoch in ihrer Konsequenz Gemeinsamkeiten auf: die neuen Märtyrer sterben mit der Bitte um Verzeihung für die Peiniger oder sehen im Selbstverbrennungstod den direkten Weg zum Paradies. Es wäre eine Verkennung der Tatsachen, wollte man das begründen mit dem Verweis, dass Religion zur Privatsphäre gehört! Vielleicht liegt gar da der grosse Irrtum: Ignoranz und öffentliche Missachtung religiöser Phänomene belegen die Hilflosigkeit der Politik im Umgang mit diesen Tatbeständen. Zur Verfolgung der Kopten in Ägypten vor einem Jahr, keine Wortmeldung der EU, ebenso zur Christenverfolgung im Irak, im Sud-Sudan: in gemeinsamen Resolutionen des Ministerrates ist kein Platz für den Hinweis auf religiöse Tatbestände. Indessen ist die Ächtung von Muslimen in Europa weiter fortgeschritten, auch da dank der allgegenwärtigen Unkenntnis der verschiedenen Hintergründe. Es wäre an der Zeit sich grundlegend und auf höchster Ebene mit dem Thema Religion zu befassen.