Der Philosoph meldet sich mit einem Essay zur Verfassung Europas zu Wort. Dabei meint er Merckel und Sarkozy hätten den postdemokratischen Weg eingeschlagen. Eine supranationale Willensbildung sei in Europa nicht vorhanden, weil nicht aufgebaut. Wie Recht hat er, der 82 jährige Beobachter des zwanzigsten Jahrhunderts. Das Projekt Europa verlange mehr Phantasie.
In der Tat hat die Griechenlandkrise das Fass zum Überlaufen gebracht, da es schon reichlich gefüllt war mit der Missachtung der schönen Versprechen die bei der Euro Geburt und den folgenden Ministerratssitzungen gegeben wurden. Nicht eine einzige der grossangelegten Initiativen ist bis zu Ende durchgeführt worden. Fallbeispiel ist wohl die vielgerühmte Lissabonstrategie, die laut Erklärung unter der portugiesischen Präsidentschaft im Jahre 2000 aus der EU die wissensstarke Gemeinschaft machen sollte, auf Forschung und Innovation getrimmt, mit genügend Geld in den jeweiligen Mitgliedsstaaten ausgestatten, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Nichts ist daraus geworden, die « Strategie » wurde später umgebaut in eine Strategie 2020, keine der Planungen wurde eingehalten. Und derartige Beispiele gibt es in Hülle und Fülle.
Mir den Worthülsen der Politiker kann aber kein Staat mehr gemacht werden: hier müssten Taten auf die Worte folgen. Nicht nur in Krisenzeiten braucht die EU den von Habermas geforderten starken Willen. Ob das Fussvolk ihn hat, ist zur Zeit eine Gretchenfrage. Niemand will eigentlich nicht unter den Rettungsschirm, mit nationalstaatlichem Denken ist aber beides nicht zu haben.