Als chaotisch und laut wird das Land betitelt, der Spruch vom Präsidenten Klaus Johannis » Wir sind besser als unser Ruf » ist genau die richtige Reaktion auf die Einschätzung Rumäniens in Europa. Auch mit den anderen osteuropäischen Staaten, Polen Bulgarien u.a. kann man es nicht vergleichen und schon gar nicht im gleichen Atemzug nennen. Nur zu wenig beschäftigt sich die Öffentlichkeit mit den Zuständen vor 30 Jahren, und eigentlich hat es schon vorher begonnen, als der Diktator 1985 die Hauptstrasse zu seinem späteren Palast in Bukarest neu gestaltete. Die schönen alten bürgerlichen Häuser wurden abgerissen und durch Hochbauten ersetzt. Die Bevölkerung wurde umgesiedelt, die Hunde blieben auf der Strasse. Damals hat der Präsident den Europarates Louis Jung eine Resolution der Parlamentarischen Versammlung welche den Frevel an alter Bausubstanz scharf verurteilte, eigenhändig nach Bukarest gebracht- ohne Erfolg allerdings. Noch ein Jahrzehnt schaltete Ceausescu mit seiner Geheimpolizei, die alle Telefone abhören konnte, die Gesamtbevölkerung stand unter Generalverdacht! Wer Kritik wagte wurde eingelocht. Auf diesem Hintergrund sind die Ereignisse von 1989 zu deuten. Ion Iliescu der heute wegen seines Eingreifens verurteilt ist, hat vermutlich einen Bürgerkrieg verhindert. Eine Aufarbeitung der Geschehnisse und ihrer Vorgeschichte hat nicht stattgefunden, viele Dokumente kamen im Brand der Räumlichkeiten der Securitate in Bukarest um. Nun ist die parlamentarische Demokratie in einem Land, das Diktatur, Kommunismus und Geheimpolizei recht und schlecht überstanden hat, nicht auf Anhieb die beste Staatsform. Rumäniens Verfassung hat den hundertjährigen Staat eingebunden in die Verpflichtung auch Nicht-Rumänen Sitze im Parlament zu sichern, eine Art, das Zusammenleben verschiedener Kulturen auch rechtlich zu verankern. Politische Parteien nach westlicher Art haben nicht so recht Fuss gefasst, noch sind die Schatten der Vergangenheit überall präsent….was allerdings nicht heisst dass keine Fortschritte gemacht wurden. Ganz im Gegenteil. Wer Rumänien bereist entdeckt phantastische Kulturdenkmäler. Kein Volk ist so belesen wie die Rumänen, zur Zeit der Diktatur gab es ausser Büchern kaum Gelegenheit mit dem Ausland im Kontakt zu sein. Floskeln in denen sich über das Land geäussert wird- Rumänen und Roma durcheinander gewürfelt- bekräftigen die Vorurteile. Und das haben die Rumänen nicht verdient.