Ein Vordenker verlässt die Bühne. Mit Helmut Schmidt verliert die öffentliche Meinungsbildung einen Pfeiler, die Medien einen Partner der sich mit Autorität zu Wort meldete. Als qualmender Teilnehmer an Gesprächsrunden wird er in die Geschichte eingehen, er liess das Rauchen nicht, auch wenn es öffentlich geahndet wird und verboten ist. Die Zeitgeschichte hat er geprägt als Bundeskanzler, an die Emotionen der Menschen appellierte er als seine Frau starb. Menschlichkeit ist ihm nicht abhanden gekommen, ebenso wie Klartext sein Markenzeichen war. Seine Zeit als Politiker und Bundeskanzler hat er geprägt, viel mehr aber noch hat er als Herausgeber der « Zeit » 32 Jahre lang die Presse beeinflusst und mit gestaltet. Die Zeitung in ihrem unmöglich grossen Format ist für Intellektuelle unumgänglich geworden, Referenz für seriöse Pressearbeit, unbeschadet vom kleinformatigen Twittern und Posten, mit kleinkarierten Inhalten. Beispielhaft ist die Person Helmut Schmidt auch für die Präsenz altgedienter Politiker in der Öffentlichkeit. Nicht alle haben bis zu ihrem Lebensende Würde, Charakter und Teilnahme an aktuellen Themen beweisen können. Schmidt hat eben auch junge Menschen zu begeistern gewusst, ihm wurde nicht übel genommen wenn er sich noch zu Wort meldete und zu aktuellen Themen seine Meinung sagte. Ob er als Verleger diese Autorität hatte oder als Person sei dahingestellt. Sein Tod hinterlässt ganz sicher eine Lücke.