Eine Kulturhauptstadt ohne Dimension, Pilsen tat sein Bestes, die Einladung früherer Kulturhauptstädte war immerhin Gelegenheit zum Austausch. Nichts ist denn auch mehr so wie es war: der Titel hat an Glanz verloren, nachdem die Regeln geändert wurden. Was hat die Kulturhauptstadt für Europa gebracht? In Marseille hat der antieuropäische Front National trotz Kulturhauptstadt die meisten Stimmen erzielt.Die Fragen des tschechischen Journalisten an das Panel ob denn Kultur ein Mittel sei für die EU zu werben zeigt wie wenig von der ursprünglichen Idee Melina Mercouris geblieben ist. Kultur kann nicht instrumentalisiert werden -zu welchen Zwecken auch immer. Kultur als die Summe des eigenständischen Wesens einer Stadt, das Aufarbeiten von Geschichte, die Vernetzung mit anderen (Kultur)Hauptstädten, das wäre Programm genug. Pilsen hat auch Geschichte aufzuarbeiten, die grösste Synagoge und das grösste Gefängnis der kommunistischen Zeit, in dem auch Vaclav Havel eingesperrt war, sind Mahnmale. Die Hilflosigkeit der, von erfahrenen Mitarbeitern befreiten, Dienststelle zeigt dass Europaskepsis wohl kaum auf Gegenrede aus Brüssel zählen muss. Dort wird Kultur für unfähig gehalten politische Wenden herbeizuführen und nur halbherzig vom Kommissionspräsidenten unterstützt.