Ohne Referendum hat die Regierung einen wichtigen Entschluss gefasst: zu Nationalfeiertag geht es erst nachmittags in die Kirche….auf Einladung des Erzbischofs. Morgens geht es ins Stadttheater, die Regierung wird wieder Untermieter bei der Bürgermeisterin der Hauptstadt. Was genau dort abläuft ist noch nicht sicher. Eines steht allerdings fest, die Kleiderordnung wurde nicht « geliftet », dort bleibt alles beim Alten, die Damen mit Hut und die Herren in der Jacquette, dem Tageskostüm für Feiern aus dem 19.Jahrhundert. Wie das mit den Hüten im Theater gehen soll wurde vorerst noch nicht geklärt. Behalten die Damen die Hüte auf während der Vorführungen? Manchen könnte durch die kunstvollen Gebilde der Blick auf den Premierminister, der ganz gewiss die Feier beleben wird, verbaut werden. Ob die Damen sofort in der Garderobe ihre Hüte abgeben, wäre wenig sinnvol, allemal ist der Zugang zum Theater kürzer als der Weg in die Kathedrale, es würde die Zuhörer (oder Zuschauer) um die salbungsvollen Kommentare des Hofberichterstatters bringen, wozu denn überhaupt Hüte tragen wenn darüber nichts in der Presse berichtet wird. Und was denn überhaupt im Theater von der Bühne gehen soll, auch das steht noch nicht fest. Hoffentlich hat die Kulturministerin bis dahin nicht alle Orchester entkonventionniert, ansonsten gar die Militärmusik auftreten müsste, insofern sie nicht von ihrem Minister alle Feiertagszuwendungen gestrichen bekam. Musik wäre noch der am wenigsten heikele Programmpunkt. Zu den Reden könnte man vielleicht an einen Historiker denken der denn die, in der geplatzten Ausstellung zum ersten Weltkrieg, Nachhilfe in Geschichte für die Prominenz geben könnte. Nicht uninteressant wäre ein solcher Beitrag, würde er doch auf einen Schlag zwei Objektive bedienen: vor der Tribüne aller ausländischen Botschafter kundgeben dass der erste Weltkrieg nicht unbemerkt an dem Grossherzogtum vorüberging, und Balsam auf die Seele der geprellten Universitätsprofessoren giessen, deren jahrelange Arbeit mit einem Federstrich zunichte gemacht wurde. An sonstigen kulturellen Beiträgen wäre vielleicht Kabarett der beste Vorschlag. Nicht konventionniert, da immer volles Haus…. und leicht verständlich, da auch die Notabilitäten Spass verstehen, wohingegen anspruchsvollere Kultur nicht immer gut ankommt, siehe Mudam. Eigentlich hätte man die Feier ja auch im staatseigenen Kulturpalast auf Drei Eicheln machen können. Die Heizkosten wären dann für einmal dem Budget des Premierministers anheimgefallen….