21 Millionen Franzosen gaben keine Stimme ab. Trotz allem keine Verschlechterung seit dem letzten Wahlgang, ob nun 54,7 oder 54,4% Wahlbeteiligung, nach derzeitigen Erhebungen, gab es keinen Dammbruch. Noch ist das Resultat kein endgültiges, ein zweiter Wahlgang steht noch bevor. Und vielmehr geht es beim jetzigen Resultat um das Gepoker, wer mit wem zusammenarbeiten kann, wer seine Wähler überzeugt beim zweiten Wahlgang welchen anderen Kandidaten zu unterstützen. Ein kompliziertes Wahlrecht, nach der Einwohnerzahl der Gemeinden organisiert, in dem kleinere Gemeinden von weniger als 1000 Einwohnern nach dem Majoritätssystem in einem Wahlgang ihren Gemeinderat bestimmen. Der Front National hat einige grosse Siege eingefahren und wird nach dieser Wahl eindeutig die dritte politische Kraft in Frankreich. Die Sozialisten wehren sich dagegen den Wahlausgang als eine Bewertung ihrer Arbeit auf nationaler Ebene zu deuten, die UMP hingegen dürfte keine Gelegenheit verpassen aus den Resultaten den Wiederaufstieg ihrer Kräfte und die Sanktion der Regierungspolitik zu lesen.Der Wähler weiss indessen dass der erste Wahlgang noch nicht entschieden hat, es sei denn das Wahlresultat ist eindeutig, so wie in Bordeaux, wo Alain Juppé mit 50+ Prozenten zum Bürgermeister wiedergewählt wurde. Eine wichtige Wahl, da ab 2017 Doppelmandate nicht mehr möglich sind. Von 577 Abgeordneten hatten 486 noch eine andere politische Funktion mit Exekutivgewalt. Das wird vorbei sein, demnach sind die noch zu wählenden Bürgermeister im Klaren: sind sie zur Zeit auch noch Abgeordnete, müssen sie in drei Jahren bekennen welches Mandat sie beibehalten. Immerhin hat die sozialistische Regierung dieses Gesetz gegen erhebliche Widerstände durchgesetzt! Abzuwarten bleibt nun der zweite Wahlgang. Ob grosse Verschiebungen noch möglich sind hängt vom Verhandlungsgeschick der Parteien ab. Die Grossstädte Paris, Lyon, Marseille, wecken besonderes Interesse, in Lille ist indessen Martine Aubry schon bestätigt. Ein Wahlkampf der mehr noch von den Personen als von den Parteien bestimmt wird: die französischen Wähler sind Individualisten, mit einem Herdentrieb lässt sich das Land von Marianne mit mehr als 300 verschiedenen Käsesorten nicht regieren.