Die Erfolgsstory, die sich nachdem erstmals die europäische Kulturhauptstadt 1995 in der Hauptstadt Luxemburg stattfand, danach entwickelte scheint manchen ein Dorn im Auge. Gibt es wirklich zuviele regionale und lokale Kulturzentren? Sind die Zuschauer « überfordert »? Sollte Kultur überhaupt aus öffentlichen Geldern finanziert werden? Diese ungeheuerliche Frage in der Presse lässt aufhorchen. Wieso sollte nicht regional und lokal auch in Kultur investiert werden, nachdem Zuschüsse aus der Staatskasse für Sportinfrastrukturen eine Selbstverständlichkeit sind und nunmehr der zehnte « Fünfjahresplan » mit 100 mio euro vom Parlament verabschiedet wurde. Dass trotz der Vielfalt des Angebots im Kulturbereich überall Publikum ist, kann auch hinterfragt werden. Immerhin hat die Erfahrung gezeigt dass es anlässlich der Feier zum fünfzigsten Jahrestag des Stadttheaters, mit dem musical « Westside story », 12 ausverkaufte Vorstellungen gab, und manche Besucher gestanden zum ersten mal in ihrem Leben im Stadttheater gewesen zu sein! Und dabei waren das keine Immigranten, auch keine Kulturbanausen, Durchschnitt einer hauptstädtischen Bevölkerung deren Zugang zu den kulturellen Infrastrukturen wohl noch verbesserungsbedürftig ist. Das ist Kulturpolitik schlechthin, ein Publikum aufbauen, nachdem die einheimische Kulturszene in ihrem Angebot einzigartig ist, von Klassik bis Rock von mehrsprachigem Theater Ballett Oper und der ganzen Sparte der bildenden Künste. Ein Blick in Museen zu Normalbesucherzeiten belehrt eines besseren: Wo sind die Familien mit Kindern die ins Museum oder ins Konzert gehen, wo bleibt das junge Publikum? Wenn auch einige Platzhirsche der Szene mit Argwohn die Konkurrenz in jedem neuen Kulturzentrum sehen, so ist das eben Grund genug auch den Blick hinter die Kulissen der Betriebe zu werfen. Manch angestrebte Zusammenarbeit kommt eben deswegen nicht an: jeder will für sich die ganze Glorie. Nun ist Kultur nicht « nur » die Summe von künstlerischer Tätigkeit, sondern eben Lebenseinstellung. Investition in die Köpfe, in die Kreativität, in das Selbstverständniss einer mittlerweile sehr internationalen Bevölkerung. Fremdenhass ist am besten so zu bekämpfen, auch diese kulturelle Vielfalt ist Luxemburg! Ein Markenzeichen sollte es sein.