An historischen Rückblicken zum hundertsten Jahrestag des Beginns des ersten Weltkrieges dürfte es dieses Jahr nicht fehlen. Die Deutung dass der zweite Weltkrieg, Hitler und die Führung der Nationalsozialisten eine Konsequenz der deutschen Demütigung in Compiègne 1918 gewesen sei birgt manches Körnchen Wahrheit in sich. Zu lernen aus einer solchen Darstellung wäre dass es niemandem ansteht ein Volk zu demütigen…was denn in der aktuellen Politik der EU ein heilsamer Grundsatz wäre. Geschichte ist allerdings vielschichtig und nicht mit einfachen Floskeln zu vermitteln, schon gar nicht wenn ihre Darstellung sich darin erübrigt die Daten von kriegerischen Auseinandersetzungen aneinanderzureihen. Die Geschichte eines Landes, was immer auch heisst die eines Volkes, besteht auch aus dessen Kulturgeschichte. Sprache, Religion, Tradition kitten stärker als Ländergrenzen, die manchmal eben ohne Rücksicht auf die Grenzen in den Köpfen, die kulturell bedingt sein können, gezogen wurden. Europa, vor allem aber die EU bräuchten eine neue Art der Geschichtsschreibung mit Berücksichtigung der Vielfalt der Kulturen, und der daraus erfolgten Auseinandersetzungen. Mit dem heutigen Tag tritt Griechenland die EU Präsidentschaft an, Kroatien ist Mitglied, die Rumänen und die Bulgaren haben nach den Beschlüssen des Schengener Abkommens das Recht auf Freizügigkeit, das ihnen sieben Jahre lang verwehrt war. Pünktlich zum Jahrestag des ersten Weltkriegs wird ein neu gewähltes Europaparlament antreten, den europäischen Regierungschefs und der Kommission wird mit Krisenbewältigungen ein volles Programm vorliegen. Musse über Geschichte nachzudenken bleibt wohl kaum, obwohl manches sich eben durch den Rückblick erklärt und damit besser verstanden werden könnte. Ohne ihre eigene Geschichte zu kennen wird die EU kaum solide Zukunftsperspektiven haben. Auch wenn junge Generationen von den Trümmern der Weltkriege nicht mehr viel wissen möchten, vieles erklärt sich eben aus den Tatbeständen die dazu geführt haben. Achtung gehört daher den Medien die sich darum bemühen nachzuforschen und Zusammenhänge aufzuklären, sich eben nicht mit blossen Tatsachenberichten zufrieden geben. Dass die EU solche Medien braucht steht ausser Zweifel, sowie dass europäische Geschichtsschreibung unsere gemeinsame Kulturgeschichte ist. Nur darauf kann sich das ehrgeizige Projekt einer Union von 28 Nationalstaaten und ihrer kulturellen Vielfalt aufbauen. Dass sich in diesem Jahr das europäische Cross-Media Projekt (mediaforeurope.eu) verwirklichen möge sei ein Neujahrswunsch an die EU und jene, die noch an die Idee einer vereinten friedlichen europäischen Gemeinschaft glauben.