Vor der Wahl ist nach der Wahl. Eine kurze Wahlkampagne hat den Kandidaten reichlich Platz in den Medien verschafft ihre Stellungnahmen abzugeben. Auch junge Kandidaten durften dies. Wahlprogramme dürften daher kein Geheimnis mehr sein, aber der Wähler entscheidet sich nicht nur für Programme, sondern auch für Personen. Vertrauen in die Politik-und letztlich auch in die Politiker- ist daher das Gebot der Stunde. Da drängt sich natürlich die Frage auf wem der Wähler auch zutraut während fünf Jahren zu regieren, nicht nur in Luxemburg, sondern auch am europäischen Konferenztisch. Von Macht und ihrer Ausübung haben die « Neuen » wohl kaum eine Ahnung. Und auch sogar dann wenn man lange Jahre Abgeordneter war, ist das Regieren dennoch eine eigene Sparte der Machtausübung. Nun wählt das Land fürs erste ein Parlament. Alle 60, als vertrauenswürdig empfundene Kandidaten, werden zuständig sein, einer neuen Regierung das Vertrauen auszusprechen, im Namen der ihnen zugestandenen Vertretungsgewalt der Wähler. Dazwischen gibt es die Parteien, sie werden verhandeln, wer denn mit wem (?) regieren soll. Absolute Majorität für eine einzige Partei gab es in Luxemburg seit Menschengedenken nicht. Immer waren es Koalitionsregierungen, mit wechselnden Partnern, nicht immer jene die auch die Wahl « gewonnen » hatten. Breiteste Zustimmung bedeutet nicht immer effektive Mitbestimmung. Wer mit wem kann, das ist die entscheidende Frage, und da werden nicht nur Wahlprogramme auf den Tisch kommen, sondern auch Profile der künftig Verantwortung tragenden Minister. Der « Primus inter Pares », im Luxemburger System, der vom Grossherzog mit der Regierungsbildung beauftragte Vertreter der stärksten Partei, wird die Verhandlungen führen. Die Menschen sind schlussendlich entscheidend, an ihrem Können mit Macht umzugehen, an ihrem persönlichen Einsatz im Dienst der Allgemeinheit misst sich die Achtung die ihnen entgegengebracht wird. Dort wo fast jeder jeden kennt bleibt kaum etwas im Verborgenen. Wahltag ist Zahltag, mit Kopf und Herz werden die Wähler entscheiden, eine Bürgerpflicht die in dem kleinen Land sehr ernst genommen wird und vorzüglich organisiert ist. Immer ist Volkes Stimme richtungweisend gewesen, für jene die an der Macht waren, sowie für jene die das Mitregieren anstreben. Auch wenn der Wähler nicht unbedingt mehr Vertrauen in die Politiker hat, sie, die Politiker, können sich darauf verlassen dass Wahlresultate mehr sind als nur Zahlenspiele…