Nicht ohne Konsequenzen ist diese Entscheidung der Aussenminister, gibt es doch dabei wiederum « Gewinner » und « Verlierer », so ganz nach der üblichen Berichterstattung aus europäischen Ministerräten. In der Tat, es war ganz besonders diesmal ein Kunststück überhaupt zu einem Entschluss zu kommen, haben sich doch die Mitgliedstaaten seit der deutschen EU Präsidentschaft über die türkischen Antragsteller zur EU Mitgliedschaft ziemlich auseinanderdividiert. Die deutsche Kompromissformel des « ergebnisoffenen » Verhandelns mit dem Antragsteller war ohnehin nur ein Feigenblatt um die deutsche Abneigung gegen eine türkische Mitgliedschaft zu vertuschen. Insgeheim hoffte man es werde nicht dazu kommen, dass Deutschland als grösstes Mitgliedsland überholt werde. Die rezenten Unruhen schienen wie gerufen die Beitrittsverhandlungen zu verzögern. Harte Worte wurden aus Berlin an Erdogan gerichtet, allerdings die schweigenden Demonstranten haben auch dieser Reaktion ihren Denkzettel verpasst. Die Besonnenen unter den Aussenministern haben sich durchgesetzt, ging es doch diesmal nicht um das Image der Türkei, sondern vielmehr um das Gesicht und die Glaubwürdigkeit der EU.