Der französische Industrieminister droht mit Verstaatlichung der Hochöfen in Florange, in Lothringen. Ein Wahlversprechen der Sozialisten, die Schliessung werde verhindert…Schön und gut aber wie? Nachdem der Stahlgigant Mittal nicht mehr nach emotionalen Gesichtspunkten sondern rein geschäftlich seine Standortpolitik betreibt, ist offensichtlich dass Europa insgesamt für ihn zu teuer wird. Zu hohe Energiepreise, zu hohe Löhne, zuviele soziale Standards, sprich Kündigungsschutz, Sozialpläne bei Schliessungen, feste Ruhetage und dergleichen mehr. In anderen Teilen der Welt noch nicht überall einklagbar, so wie im sozialen Europa! Ausserdem braucht der Konzern Geld. In Rumänien hat die Arcelor Mittal 4 Stahlstandorte geschlossen…obschon dort die Löhne bestimmt kein Argument waren, und die Umweltauflagen ebenfalls nicht. Insgesamt ist die Schliessungsaktion für den Konzern äusserst einträglich: die geschlossenen Fabriken produzieren nämlich kein CO2 mehr, die Umweltzertifikate lassen sich gut und teuer verkaufen, aus den Schliessungen macht der Konzern noch gutes Geld im Interesse der Umwelt….Beleidigt zeigte sich Herr Mittal durch Aussagen des französischen Ministers und spricht deswegen heute beim Präsidenten höchstpersönlich vor. Indessen scheint der ehemalige Gegenspieler von Mittal, die russische Firma Severstal auch an den französischen Hochöfen interessiert. Was seinerseits durch das Aktionnariat der Arbed in Luxemburg abgelehnt wurde, zugunsten des Inders, soll vielleicht in Frankreich eine Neuauflage bekommen. Innoviert hat Arcelor Mittal zu wenig: die betriebsinternen Forschungsstellen wurden abgebaut, Materialforschung wird an der Universität in Luxemburg unterstützt, aber keine eigene Ausgaben mehr dazu getätigt. Das für die wichtigsten Neuheiten bekannte Unternehmen Paul Würth hat sich ebenfalls von dem Arcelorkonzern abgeseilt. Dass nun das Hauptgebäude des Firmensitzes in Luxemburg leersteht, deutet auf einen integralen Ausverkauf hin. Ob Frankreich mit seiner Initiative das Sterben der Hochöfen im Herzen von « Kohle und Stahl » der Montanunion verhindern kann, bleibt eine fragwürdige Angelegenheit. Mit Konzepten aus dem vorigen Jahrhundert kann man keine heutigen Probleme lösen. Die Moral von der Geschicht besagt dass es mit der industriellen Zukunft Europas bald vorbei sein dürfte, es sei denn neue Köpfe besinnen sich auf neue Methoden.