Mehr als ein Jahr ist es her seit die ägyptische Revolution auf dem Tahirplatz in Kairo friedlich begann, nun zeigt sich dass demokratische Wahlen nicht das Ende einer Aera waren, sondern erst der Beginn einer neuen Epoche. Mit Mubarak fiel nicht nur ein Diktator, sondern ein ganzes System: der Selbstbedienungsladen der Mächtigen! Nicht nur der Diktator selbst und seine Familie haben sich reichlich bedient am Aufbau der Wirtschaft, vor allem des Tourismus, die Armee hatte ebensolche Priviliegien. Der in den ersten demokratischen Wahlen mit grosser Mehrheit gewählte Präsident war als Vertreter der Muslimbrüder verdächtig die harte Linie zu verfolgen. Mit der Abstimmung über die neue Verfassung und der Einbindung der Sharia gibt es eine Zitterpartie ob die Revolution nicht in einen blutigen Bürgerkrieg einmündet.Ein Zurück aus dem laïzistischen Staat zum religiösen Gottesstaat scheint allerdings nicht die Absicht des Präsidenten. Er muss gratwandern zwischen der Armee, deren Privilegien er kappte, der Justiz und seiner Mehrheit im Parlament, stark durch eine breite Zustimmung in der (Land) Bevölkerung. Die Opposition begehrt auf, findet Mursi haben sich zuviel Macht einberäumt, allerdings muss erst das angesagte Referendum die vom Spezialausschuss vorgeschlagene Verfassung gutheissen. Daran wird sich das neue Demokratieverständnis der Bevölkerung messen: die Opposition hat noch eine Chance, die Menschen zu überzeugen dass der laïzistische Staat nicht der Pakt mit dem Teufel ist und freie Religionsausübung ihr oberstes Gesetz ist für jeden. Indessen dürfen sich die Palestinenser freuen, mit überwältigender Mehrheit wurde ihnen der Beobachterstatus zuerkannt von der UNO Vollversammlung. In der Auseinandersetzung mit Israel etwas Balsam für das geschundene Volk….aber noch kein Grund zu jubeln, noch ist damit kein Friede besiegelt.