Keine Gelegenheit aus demokratischen Wahlen Schlussfolgerungen zu ziehen: die Militärs haben vorgegriffen! Der jahrzehntelange Kampf gegen die Muslim Brüder ist nicht beigelegt. Das System Mubarak hällt was es verspricht, die Moscheen sollen nicht politische Macht bekommen. Damit ist wohl der Traum ausgeträumt dass eine vom Volk gewählte Regierung an die Macht kommt. Fragt sich allerdings, wer ist das Volk und wie sieht die Macht aus, letztlich aber auch: wer sind die Muslim Brüder? Die Revolution auf dem grossen Platz in Kairo hatte friedlich begonnen, alle wollten dass Mubarak geht! Auch die Militärs. Sie griffen nicht ein als die Demonstranten wochenlang forderten der Diktator solle abtreten: ihnen kam die Forderung recht, Mubarak hatte nämlich vor seinen eigenen Sohn zu seinem Nachfolger zu designieren, und der war kein Militär! Das System war damit in Frage gestellt. Militärs hatten seit Nasser eine besondere Stellung, besondere Privilegien und von staatswegen Einspruchrecht. Was wäre gewesen wenn ihr Kandidat gewonnen hätte? Dann hätten vermutlich die MB das Resultat angefochten. Die Blitzaktion zur Entmachtung des gewählten Präsidenten sei von der Verfassung her in der Form in Ordnung, die Militärs wollen den religiösen Staat verhindern. Sind die Ägypter mehrheitlich religiöse Fundamentalisten, sind gar die MB reformfähig, zu einem « modernen » Islam bereit? Nicht so sicher, schliesslich waren ihre Aktionen gegen die mutigen Frauen die sich bei der Wahl zum Parlament beworben hatten erfolgreich: die Frauen durften nicht antreten! Der gewählte Präsident soll demnächst sein Amt aufnehmen, aber vorerst prüfen die Militärs was er zu sagen hat. Und der Westen täte gut daran sich näher mit den Theorien der MB zu befassen. Nachdem in Deutschland Salafisten, als Unruhestifter ausgehoben wurden, dürfte das Wissen um die verschiedenen Tendenzen der Moslems und ihre verschiedenen Machtströmungen sich anhand der Aktualität bereichern. Das käme der allgemeinen Sprachregelung zu nutze. Es würde nicht mehr undifferenziert und pauschalisiert vom Islam als einer für den Westen unakzeptablen Religion gesprochen.