Es hat wieder alle erfasst, nicht mehr die europäische Finanzkrise hat Vorrecht, die erste Meldung der Medien gehört dem Fussball. Der eigentümliche Reigen um Nationalspieler, die in Wirklichkeit « nationalisierte Ausländer » sind, lässt echte nationale Begeisterung aufkommen. Schwarz rot gold winkt von deutschen Autos, Fahnen, an die Heckscheiben geheftet, Extraproduktion für das Fussballfest! Bei der letzten WM hat man das Banner wieder hervorgeholt, nachdem züchtige Zurückhaltung deutscher Nationalgefühlsausbrüche das endende zwanzigste Jahrhundert beherrschte. Der Fussball hat sie befreit von dem Schamgefühl, das letztlich auch die Politik prägte. Man wagt es wieder deutsch zu sein. Und wenn gar ein Meistertitel in Aussicht steht erfasst der Taumel auch jene die in der Regel keine Fans sind. Gomez heisst er, der Held der ein deutsches Tor schoss, Einwanderer, von portugiesischem Vater und deutscher Mutter! Bemerkenswert wie Fussball integrierend wirkt: die Feindbilder um Ausländer verwischen, in Frankreich wurde Sidane, Einwanderer aus Nordafrika, zum Nationalheld, Afrikaner in der italienischen Nationalelf kein Problem! Indessen sind allerdings die Randerscheinungen besorgniserregend. Wenn polnische und russische Fussbalfans aneinandergeraten sind sogar eingefleischte Experten dem Gleichspiel dankbar… es wäre sonst noch schlimmer geworden! Immerhin 150 Festnahmen durch die polnische Polizei sind kein Kinkerlitzchen. Häretisch hatte sich Martin Schulz, Präsident des Europaparlamentes, eingebracht als er vorschlug das Sternenbanner der EU solle neben den nationalen Fahnen wehen. Fussball, ist nationale Sache….oder?