Die türkischen Behörden haben ihren Landsmann, den begabten weltberühmten Pianisten angeklagt. Ihm soll am 18. Oktober der Prozess gemacht werden, wegen unflätiger Meinungsäusserungen bei Twitter zum Koran. Es kriselt nicht zum ersten Mal zwischen dem Musiker und der Staatsobrigkeit, bereits als Istanbul 2010 Kulturhauptstadt wurde hatte sich Fazil Zay geweigert zu diesem Anlass sich einspannen zu lassen für die Politik der Türkei. Wahrscheinlich hatte er damals die Lage bereits richtig eingeschätzt. Idealisten hatten geglaubt mit der Benennung zur europäischen Kulturhauptstadt würden auch Toleranz, Offenheit und freie Meinungsäusserung sich entfalten können. Istanbul ist eine europäische Stadt, aber mit dem Label allein war es nicht getan und das Programm ist verpufft, ohne dass seine Nachhaltigkeit auch auf staatlicher Ebene gefruchtet hätte. Besorgniserregend für die EU ist dieses Zurück zum religiösen Fundamentalismus in der Türkei. Der Zeitpunkt ist derzeit wahrscheinlich verpasst die Türkei noch als europäisches Mitgliedsland in Erwägung zu ziehen. Ausserdem scheint es keinerlei Bestrebungen in diese Richtung in der Türkei mehr zu geben. Alles deutet darauf hin dass Premier Erdogan die erste Geige in der muslimischen Welt spielen will…und da sind die Äusserungen des Nichtgläubigen Pianisten von Weltklasse nicht hilfreich. Wenn nun in einigen Wochen Süd-Zypern die Präsidentschaft in der EU übernimmt droht ohnehin der Gesamtboykott von Ankara. Ein zypriotischer Pianist, Cyprien Katsaris tourt indessen um die Welt als Militant für den Frieden in Konzerten mit zwei Klavieren und vier Pianisten, zwei Griechen und zwei Türken…