Mit der Bewegungsfreiheit haben die Europäer auch Verantwortung füreinander übernommen. Was in einem Land geschieht kann seine Auswirkungen auf alle anderen oder die direkt betroffenen Nachbarn haben. Als in den Niederlanden der Verkauf von Cannabis liberalisiert wurde und die « Coffeeshops » wie Pilze aus dem Boden schossen, gab es eine rege Kundschaft aus den Nachbarländern. In Amsterdam konnte man den im Nachbarland verbotenen Stoff frei kaufen und schmuggelte ihn dann mit nachhause. Nun hat die Regierung Rutte dicht gemacht, Stoff wird keiner mehr an Ausländer verkauft, nur die Einheimischen Drogenabhängigen dürfen sich damit versorgen…. wohl bis auf Weiteres. Legalisierungsbefürworter für Cannabis gibt es mittlerweile in vielen Mitgliedstaaten, aber ebenso viele Gegner, die sich für eine straffe Antidrogenpolitik einsetzen. Millionen von Drogenabhängigen besorgen sich den Stoff illegal, Holland war wie eine Insel, wie so oft Vorreiter in gesellschaftspolitisch einschneidenden Politiken, wie Abtreibung, Euthanasie, Homoehe, Islamophobie u.a. In manchen Fällen hat die liberale Politik der Niederlande Schule gemacht. Ob das auch im Falle des freien Verkaufs von Cannabis eine Konsequenz aus dem Verbot an Ausländer zu verkaufen wird? Eine eingehende Diskussion um Drogenabhängigkeit ist auf europäischer Ebene kaum auf der Prioritätenliste, ohnehin ein Thema das aus den Foren der EU Entscheidungsträger leicht zu verbannen ist mit dem Hinweis auf die nationale Zulassung von Narkotika. Unter dem französischen Präsidenten Jacques Chirac waren einstmals Grenzkontrollen durchgeführt worden um den Drogenhandel aus den Niederlanden zu drosseln…Nun sorgt sich die belgische Regierung um ihre Drogenabhängigen. Wohingegen beim freien Verkauf in den Coffeeshops die Bewegungsfreiheit kaum beeinträchtigt war und die illegale Einfuhr schamhaft ignoriert wurde, sorgt sich die Innenministerin Belgiens nun um die Versorgung der Abhängigen, fürchtet illegalen Anbau und niemand hat eigentlich eine schlüssige Antwort auf die Frage wie denn kranke Menschen- denn als solche sind Drogenabhängige zu betrachten- sich den zum Funktionnieren notwendigen Stoff beschaffen können.
Die repressive Politik der letzten Jahrzehnte hat europaweit keine einschlägigen Resultate gebracht, sie wurde ohnehin so angewandt dass bei Cannabis des öfteren nicht protokolliert wurde. Auf Diskriminierung sollen die Holländer nun verklagt werden. Wie dazu der EUGH entscheiden könnte ist eine Quadratur des Kreises. Wann sich ein EU Ministerrat mit der Problematik der Abhängigkeit und der ihr anhaftenden Kriminalität des Schmuggels und der illegalen Beschaffung auseinandersetzt ist nicht abzusehen. Es geht auch hier um nationale Souveränität, aber vor allem geht es um Millionen junger Menschen deren Leben beeinträchtigt ist. Aber wegsehen von einem Problem das viele Familien betrifft und Leben zerstört ist auch keine Lösung.