Über Identität und Dialog der Kulturen wurde debattiert in der rumänischen Akademie in Bukarest. Die ehrwürdige Institution, durch die Gattin des Diktators etwas in Verruf geraten, öffnet sich zu dem offenen Dialog. Die unkonventionnelle Zusammensetzung der Redernerliste gab denn auch Gelegenheit zu einem sehr fruchtbaren Austausch. Für die Rumänen ist das Thema der kulturellen Identität ein heisses Eisen. Das tiefe Bewusstsein ihrer Vielfalt ist wohl in keinem EU Mitgliedsstaat so stark präsent als hier. Eigentlich kann man nicht global von « Rumänen » reden, wie es meistens geschieht, mit der Vokabel « rom » im Hinterkopf, sondern muss erst das Land und die Leute kennenlernen um sich ein Urteil zu bilden. Bukarest ist eine freundliche saubere Stadt geworden, noch viel alte Bausubstanz ist vorhanden. Leider gibt es auch schon einige Bausünden mit rücksichtslosem Einpflanzen moderner Hochhäuser neben historischer Bausubstanz…wie z.B. neben der katholischen Kathedrale im Zentrum der Stadt. Europäische Geschäftigkeit macht sich breit, alle grossen Modehäuser, Parfums, und Grosshandel haben das traditionnelle Angebot von handgewebten Teppichen und Stickereien verdrängt. Die Rumänen haben das Gefühl dass ihnen damit auch ein Stück Heimat verlorengeht. Das Verhältnis zur EU ist daher zwiespältig. Klar, die Mitgliedschaft hat viel gebracht, vor allem Freiheit. Dass inzwischen zwei Millionen Rumänen ausgewandert sind macht jedoch zu schaffen! Eine gutausgebildete Generation von Ärzten, Ingenieuren und Krankenpflegern verlässt das Land, wegen höherer Löhne, besserer Arbeitsbedingungen. Mit Sparprogrammen hat Rumänien es bisher ohne Hilfe geschafft seine Währung, den LEI auf Vordermann zu halten. Aber nicht rosig sieht es aus, da das Einsparpotenzial seine Grenzen erreicht hat und der Bevölkerung nicht weitere Belastungen zuzumuten sind. Allerdings werden europäische Zuwendungen knapp: die Verwaltung schafft es nicht die komplizierten Bewerbungen « brüsselkonform » rechtzeitig herzustellen, so dass die Fördergelder der Strukturfonds ungenutzt im EU Haushalt bleiben. Wie sie in Brüssel behandelt werden macht indessen den Verantwortlichen sehr zu schaffen. Erste Themen seien immer wieder Korruption und Menschenrechte, so als gäbe es nicht bedeutende Anstrengungen und auch ehrliche Menschen in Bukarest. Wiederum die Etiketten die pauschal auf ein ganzes Volk geklebt werden! Die Rumänen sind gastfreundliche Menschen und in Kultur macht kein anderer EU Mitgliedsstaat ihnen etwas vor!