Europapolitik wird weiterhin von den beiden Regierungschefs gestaltet…so glauben sie zumindest. Dass sie mit 63 respektiv 81 Millionen Einwohnern den Rest der europäischen Bevölkerung-immerhin etwa 380 Millionen Menschen- ignorieren, scheint die beiden nicht zu stören. Viel Neues sagten sie denn auch nicht in dem gemeinsamen Interview am Montag. Auf jeden Fall nichts, was der interessierte Bürger nicht schon vorher gewusst hätte. Auch waren die Fragen der Journalisten nicht besonders hintergründig, eben so das Übliche, ohne die Pointe, die nachhackt. So z.b. als Sarkozy glaubte sagen zu müssen es komme nicht in Frage weiter Souveränität an die Brüsseler Bürokraten abzugeben! Das ist die Sprache des Stammtisches, in Wirklichkeit darf man den Präsidenten fragen ob er denn überhaupt die Rede vom 9. Mai 1950 von Robert Schuman gelesen habe, der eine « supranationale Autorität » in Aussicht stellte. Das Eingeständnis dass das Regieren durch 27 Regierungschefs ein Ding der Unmöglichkeit geworden ist wird durch die Apartés der Merkozys nur noch verstärkt. Auch bei Frau Merkel wäre nachzuhacken gewesen, als sie Nachhaltigkeit und Haushaltdisziplin als oberstes Gebot dahinstellte. Wer hat denn den Stabilitätspakt aufgeweicht? Die Zuschauer wurden allemal nicht schlauer nach diesen Interviews. Allenfalls über die Körpersprache der beiden konnten sie sich Gedanken machen. Und über das Bild, das den kleinen Franzosen neben der stämmigen Deutschen, fast karnavalreif, erscheinen liess. Dass so ganz nebenbei noch der Chef der Eurogruppe J.Cl.Juncker ins Gespräch gebracht wurde, zeugte von der Verachtung die der Vertreter der « grande nation » dem luxemburger Präsidenten der Euroländer gegenüber an den Tag legte. Und Frau Merkel sagte dazu nichts! So funktionniert demnach die Solidarität der beiden: sie entscheiden was zu geschehen hat…und der Rest der 27 sind alles nur Kopfnicker. Wann kommt denn endlich der Aufstand der « kleineren » Länder gegen diese Verdummung der echten Europäer?