„Indem wir Frau Erna Hennicot-Schoepges mit der Ehrendoktorwürde der ‘Lucian Blaga’-Universität (ULB) auszeichnen, feiern wir die Kultur in Person“, sagte Rektor Constantin Oprean zum Schluss der Feierlichkeiten in der Aula Magna der ULB im Gebäude der Universitätsbibliothek in Hermannstadt.
Dienstag war für die Luxemburger Politikerin ein voller Tag in Hermannstadt. Zunächst nahm sie in gediegenem akademischen Rahmen die Ehrendoktorwürde der ULB entgegen, die ihr der Senat auf seiner Sitzung am 7. Februar 2011 einstimmig zugesprochen hatte. Der Vorschlagende war Constantin Chiriac, Intendant des Hermannstädter „Radu Stanca“-Theaters und Professor an der Abteilung für Schauspielkunst der Fakultät für Sprachwissenschaften der ULB, der auch die Laudatio hielt. Chiriac erwähnte eingangs, dass die Geehrte 2001 den Ehrendoktor der Sacred Heart University Luxemburg und 2003 der Miami University John E. Dolibois European Center erhalten hat. Er hob vor allem die Verdienste von Erna Hennicot-Schoepges im Bereich der Kulturpolitik und der Kulturdiplomatie hervor und besonders deren Engagement für die Partnerschaft zwischen Luxemburg und der Großregion und Hermannstadt im Projekt Europäi sche Kulturhauptstadt 2007. Chiriac sprach u. a. von der Überzeugung der Politikerin und Kulturdiplomatin, die zugleich auch ein Aufruf zur Kooperation ist und die so lautet: „Begegnen wir uns nicht nur im virtuellen Bereich des Internets sondern persönlich, wo jeder seine ihm eigene Aura einbringen kann. Die Kulturdiplomatie kann uns zusammenbringen, kann uns an die Spitze der Veränderungen stellen und uns dazu befähigen, Konflikte vorauszusehen“.
Auch als Europaabgeordnete hatte Erna Hennicot-Schoepges in der Zeitspanne 2004-2009 Gelegenheit, sich für die Förderung und Anerkennung der Kultur als Motor der Entwicklung einzusetzen. In ihrer Dankesrede ging sie auch ausführlich ein auf den Gedanken der Europäischen Kulturhauptstadt, der auf die Initiative der damaligen griechischen Kulturministerin Melina Mercouri zurückzuführen ist. Seit 1985 hat sich einiges an diesem Projekt geändert, auch dank des Einsatzes der streitbaren Luxemburgerin, die sagt: „Die zukünftige Kulturhauptstadt muss heute aus der Sicht der langfristigen und nachhaltigen Investionen gewählt werden und nicht aus der Sicht eines Feuerwerks, das nur ein Jahr über lodert.“ Das sagte sie auch im Hinblick auf die Herausforderungen, denen die junge Generation ausgesetzt ist – allen voran die Entwicklung einer virtuellen Welt, in der die Gefahr droht, den Menschen und seine Gefühle und Fähigkeiten zu vernachlässigen ja auszuklammern -, und bei deren Bewältigung die Künstler und Kulturschaffenden eine wichtige Rolle spielen müssen. Blicke man auf die Konflikte, die tagtäglich auftauchen, bleibe noch viel zu tun in Sachen Dialog der Kulturen in Europa und der Welt. Zum Schluss zitierte sie André Malraux richtig, der nicht gesagt habe „Das 21. Jahrhundert wird geistig sein oder es wird nicht sein“ sondern, auch im Angesicht der atomaren Bedrohung 1955 „Ich glaube, dass die Aufgabe des nächsten Jahrhunderts angesichts der furchtbaren Bedrohung, der die Menschheit ins Auge sieht, sein wird, die Götter wieder zu integrieren.“
Diese Worte seien hoch aktuell, sagte die Ehrendoktorin und fügte hinzu: „Unser Jahrhundert verdient eine neue Rangordnung der Nationen und würde diese auf Grund deren kultureller Leistung aufgestellt, wäre Rumänien unter den ersten.“ B. U.
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